Einer der letzten Überlebenden des KZ „Katzbach“ ist gestorben
ffm. In großer Dankbarkeit nehmen das Dezernat für Kultur und Wissenschaft, der Geschichtsort Adlerwerke: Fabrik, Zwangsarbeit, Konzentrationslager
ffm. In großer Dankbarkeit nehmen das Dezernat für Kultur und Wissenschaft, der „Geschichtsort Adlerwerke: Fabrik, Zwangsarbeit, Konzentrationslager“ und die beteiligten Vereine und Initiativen Abschied von Zygmunt Świstak (1924-2022). Świstak war einer der letzten noch lebenden Häftlinge des KZ „Katzbach“ in den Frankfurter Adlerwerken. Er verstarb am Montag, 15. August, in seiner Wahlheimat Australien. Am 5. September wäre er 98 Jahre alt geworden.
Świstak wurde 1924 in Działdowo nahe der deutsch-polnischen Grenze geboren. Beim Einmarsch der Wehrmacht in Polen war er 15 Jahre alt. Er tauchte unter und schloss sich der Armia Krajowa, der polnischen Heimatarmee, an. Mehrmals wurde er verhaftet und kam wieder frei. Im Warschauer Aufstand wurde Świstak am 5. September 1944 festgenommen. Im Durchgangslager Pruszków traf er seinen Vater und seinen Bruder wieder. Gemeinsam wurden sie ins Deutsche Reich verschleppt. Über das KZ Dachau brachte die Schutzstaffel (SS) Świstak, seinen Vater Florian, seinen Bruder Tadeusz und seinen besten Freund Zdzisław Bittner nach Frankfurt in das KZ „Katzbach“.
Hier in den Adlerwerken wurde sein Bruder von der SS erschlagen. Kurz darauf wurde sein Vater erschossen. Auch sein Freund überlebte das KZ „Katzbach“ nicht. Er selbst wurde nach einem Arbeitsunfall aus Frankfurt in das KZ Vaihingen gebracht, ein Lager für kranke Häftlinge. Es war ein Sterbelager. Trotzdem hat Świstak überlebt. Mit den letzten Häftlingen wurde er teilweise zu Fuß und teilweise in Viehwaggons ins KZ Dachau gebracht. Dort befreiten ihn Ende April 1945 US-amerikanische Soldaten.
Świstak sagte über seine Erlebnisse: „Als ich aus dem Konzentrationslager kam, war ich ein anderer Mensch. Nicht nur, weil ich meinen Bruder und meinen Vater verloren hatte. Ich wusste, wie sie gestorben waren, wie sie gelitten hatten. Ich war eines der Skelette, die herumliefen. Auf meinen Knochen war nichts, nicht einmal Haut. Physisch haben die Ärzte mich repariert. Aber seelisch musste ich das selbst tun. Ich habe meine Gesundheit durch das Malen gerettet. Und ich begann, mein Gehirn vor den Qualen der Erinnerung zu schützen. Ich habe eine Barriere gegen die Erinnerungen an die Konzentrationslager errichtet.“
Nach Monaten im Krankenhaus konnte Świstak nach Australien auswandern. In Melbourne studierte er am Institute of Technology, heiratete und gründete eine Familie. 1998 kam Świstak zu einem Besuch ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter nach Frankfurt. Seitdem hoffte er auf die Einrichtung eines Ortes der Erinnerung und Gedenkens an die Häftlinge des KZ „Katzbach“.
„Im Namen der Stadt Frankfurt am Main möchte ich der Familie und den Angehörigen von Zygmunt Świstak mein aufrichtiges Beileid ausdrücken. Die ergreifende Nachricht seines Todes stimmt uns sehr traurig. Mit Zygmunt Świstak ist einer der letzten unmittelbaren und sehr engagierten Zeugen eines der grausamsten Lager im gesamten damaligen Deutschen Reich von uns gegangen. Ich bin dankbar und froh, dass Zygmunt Świstak die Eröffnung des Geschichtsortes in diesem Frühjahr digital erleben konnte. Das war für ihn von enormer Bedeutung, wie er in seiner damaligen Grußbotschaft unterstrich“, sagte Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig.
„Wir sind sehr traurig über den Verlust von Zygmunt Świstak. Der Geschichtsort Adlerwerke hat ihm viel zu verdanken. Wir sind glücklich, dass er mit einer Videobotschaft Teil der Eröffnung des Geschichtsort Adlerwerke war und im Live-Stream an der Feier teilnehmen konnte. Seine Zeichnungen, die er uns zur Verfügung gestellt hat, sind ein Kernmoment der Ausstellung. Sie zeigen eindrücklich die Lebensbedingungen, den Arbeitseinsatz und die Gewalt im KZ ‚Katzbach‘ in den Frankfurter Adlerwerken“, sagte Thomas Altmeyer, Leiter des Geschichtsort Adlerwerke.
Der „Geschichtsort Adlerwerke: Fabrik, Zwangsarbeit, Konzentrationslager“ wurde am 25. März eröffnet. 1500 Besucherinnen und Besucher haben seitdem diese Gedenk- und Bildungsstätte besucht, darunter viele Schülerinnen und Schüler. Der Geschichtsort Adlerwerke wird vom Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945 betrieben. Er wird dabei vom Förderverein KZ Katzbach/Adlerwerke und dem Kultur- und Wissenschaftsdezernat der Stadt Frankfurt unterstützt.
Mehr Informationen stehen online unter geschichtsort-adlerwerke.de zur
Verfügung.
Jüngst erschienen über Zygmunt Świstak Andrea Rudorff: Gemeinsames Trauern. Briefe eines Überlebenden des KZ „Katzbach“, in: informationen. Wissenschaftliche Zeitschrift des Studienkreises Deutscher Widerstand 1933–1945, Nr. 95, März 2022, S. 13–17.
Redaktioneller Hinweis Fotos und Zeichnungen des Verstorbenen sind auf Anfrage per E-Mail an info@geschichtsort-adlerwerke.de
erhältlich.
ffm. In großer Dankbarkeit nehmen das Dezernat für Kultur und Wissenschaft, der „Geschichtsort Adlerwerke: Fabrik, Zwangsarbeit, Konzentrationslager“ und die beteiligten Vereine und Initiativen Abschied von Zygmunt Świstak (1924-2022). Świstak war einer der letzten noch lebenden Häftlinge des KZ „Katzbach“ in den Frankfurter Adlerwerken. Er verstarb am Montag, 15. August, in seiner Wahlheimat Australien. Am 5. September wäre er 98 Jahre alt geworden.
Świstak wurde 1924 in Działdowo nahe der deutsch-polnischen Grenze geboren. Beim Einmarsch der Wehrmacht in Polen war er 15 Jahre alt. Er tauchte unter und schloss sich der Armia Krajowa, der polnischen Heimatarmee, an. Mehrmals wurde er verhaftet und kam wieder frei. Im Warschauer Aufstand wurde Świstak am 5. September 1944 festgenommen. Im Durchgangslager Pruszków traf er seinen Vater und seinen Bruder wieder. Gemeinsam wurden sie ins Deutsche Reich verschleppt. Über das KZ Dachau brachte die Schutzstaffel (SS) Świstak, seinen Vater Florian, seinen Bruder Tadeusz und seinen besten Freund Zdzisław Bittner nach Frankfurt in das KZ „Katzbach“.
Hier in den Adlerwerken wurde sein Bruder von der SS erschlagen. Kurz darauf wurde sein Vater erschossen. Auch sein Freund überlebte das KZ „Katzbach“ nicht. Er selbst wurde nach einem Arbeitsunfall aus Frankfurt in das KZ Vaihingen gebracht, ein Lager für kranke Häftlinge. Es war ein Sterbelager. Trotzdem hat Świstak überlebt. Mit den letzten Häftlingen wurde er teilweise zu Fuß und teilweise in Viehwaggons ins KZ Dachau gebracht. Dort befreiten ihn Ende April 1945 US-amerikanische Soldaten.
Świstak sagte über seine Erlebnisse: „Als ich aus dem Konzentrationslager kam, war ich ein anderer Mensch. Nicht nur, weil ich meinen Bruder und meinen Vater verloren hatte. Ich wusste, wie sie gestorben waren, wie sie gelitten hatten. Ich war eines der Skelette, die herumliefen. Auf meinen Knochen war nichts, nicht einmal Haut. Physisch haben die Ärzte mich repariert. Aber seelisch musste ich das selbst tun. Ich habe meine Gesundheit durch das Malen gerettet. Und ich begann, mein Gehirn vor den Qualen der Erinnerung zu schützen. Ich habe eine Barriere gegen die Erinnerungen an die Konzentrationslager errichtet.“
Nach Monaten im Krankenhaus konnte Świstak nach Australien auswandern. In Melbourne studierte er am Institute of Technology, heiratete und gründete eine Familie. 1998 kam Świstak zu einem Besuch ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter nach Frankfurt. Seitdem hoffte er auf die Einrichtung eines Ortes der Erinnerung und Gedenkens an die Häftlinge des KZ „Katzbach“.
„Im Namen der Stadt Frankfurt am Main möchte ich der Familie und den Angehörigen von Zygmunt Świstak mein aufrichtiges Beileid ausdrücken. Die ergreifende Nachricht seines Todes stimmt uns sehr traurig. Mit Zygmunt Świstak ist einer der letzten unmittelbaren und sehr engagierten Zeugen eines der grausamsten Lager im gesamten damaligen Deutschen Reich von uns gegangen. Ich bin dankbar und froh, dass Zygmunt Świstak die Eröffnung des Geschichtsortes in diesem Frühjahr digital erleben konnte. Das war für ihn von enormer Bedeutung, wie er in seiner damaligen Grußbotschaft unterstrich“, sagte Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig.
„Wir sind sehr traurig über den Verlust von Zygmunt Świstak. Der Geschichtsort Adlerwerke hat ihm viel zu verdanken. Wir sind glücklich, dass er mit einer Videobotschaft Teil der Eröffnung des Geschichtsort Adlerwerke war und im Live-Stream an der Feier teilnehmen konnte. Seine Zeichnungen, die er uns zur Verfügung gestellt hat, sind ein Kernmoment der Ausstellung. Sie zeigen eindrücklich die Lebensbedingungen, den Arbeitseinsatz und die Gewalt im KZ ‚Katzbach‘ in den Frankfurter Adlerwerken“, sagte Thomas Altmeyer, Leiter des Geschichtsort Adlerwerke.
Der „Geschichtsort Adlerwerke: Fabrik, Zwangsarbeit, Konzentrationslager“ wurde am 25. März eröffnet. 1500 Besucherinnen und Besucher haben seitdem diese Gedenk- und Bildungsstätte besucht, darunter viele Schülerinnen und Schüler. Der Geschichtsort Adlerwerke wird vom Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945 betrieben. Er wird dabei vom Förderverein KZ Katzbach/Adlerwerke und dem Kultur- und Wissenschaftsdezernat der Stadt Frankfurt unterstützt.
Mehr Informationen stehen online unter geschichtsort-adlerwerke.de
Jüngst erschienen über Zygmunt Świstak Andrea Rudorff: Gemeinsames Trauern. Briefe eines Überlebenden des KZ „Katzbach“, in: informationen. Wissenschaftliche Zeitschrift des Studienkreises Deutscher Widerstand 1933–1945, Nr. 95, März 2022, S. 13–17.
Redaktioneller Hinweis Fotos und Zeichnungen des Verstorbenen sind auf Anfrage per E-Mail an info@geschichtsort-adlerwerke.de