Gedenken an die erste Massendeportation aus Frankfurt

Veröffentlicht: Neuigkeiten Ort: Frankfurt

ffm. Mit einer Gedenk- und Vortragsveranstaltung hat die Stadt Frankfurt am Main an die erste Massendeportation von Jüdinnen und Juden aus Frankfurt

ffm. Mit einer Gedenk- und Vortragsveranstaltung hat die Stadt Frankfurt am Main an die erste Massendeportation von Jüdinnen und Juden aus Frankfurt am 19. Oktober 1941 erinnert. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Vorstellung des posthum herausgegebenen Buches „Die Deportation der Juden aus Hessen 1940 bis 1945“ von Monica Kingreen (1952-2017) und ein Zeitzeuginnen-Gespräch mit Edith Erbrich, die 1945 als Siebenjährige aus Frankfurt nach Theresienstadt deportiert wurde.

Kulturdezernentin Ina Hartwig begrüßte die Gäste in der Paulskirche im Namen des Magistrats: „Die Deportation der Jüdinnen und Juden aus Frankfurt und Hessen während der Shoah ist heute detailliert dokumentiert und erforscht. Dazu hat die intensive Forschungstätigkeit und das große Engagement Monica Kingreens entscheidend beigetragen. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse sind heute von größter Aktualität und Bedeutung: Nur mit ihnen ist unsere Demokratie gerüstet, um den erstarkenden Kräften des Antisemitismus, des Rechtsextremismus und der Menschenverachtung entgegenzutreten, die die Umdeutung unserer Geschichte als politische Waffe nutzen.“

Der stellvertretende Direktor des Fritz Bauer Instituts, Tobias Freimüller, hob in seinem Grußwort hervor: „Monica Kingreens Forschung war auf das konkrete Geschehen vor Ort gerichtet. Sie grub sprichwörtlich die Geschichte der Synagogen, Schulen und Friedhöfe aus, recherchierte in Archiven die Namen der jüdischen Familien zunächst ihres Heimatortes, später auch anderer Gemeinden, nahm Kontakt zu Überlebenden des Holocaust, zu Exilanten oder deren Angehörigen auf und gab, wenn möglich, jedem Namen eine Geschichte und eine Bedeutung. Sie trug dazu bei, dass sich der Blick auf die Verfolgten selbst und ihre Erfahrungen richtete. Das ist ihr Vermächtnis.“

Prof. Andreas Lehnardt, Professor für Judaistik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Vorsitzender der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen betonte, dass mit dem vorliegenden Werk erstmals das Deportationsgeschehen im gesamten Bundesland Hessen dargestellt werde. Weiter sagte er: „Mit dem Buch wendet sich die Kommission ganz bewusst an einen breiteren Leserkreis und leistet damit einen Beitrag zur Bildungsarbeit auch für die nachwachsende Generation. In Zeiten, in denen kaum noch Augenzeugen von den Geschehnissen berichten können, wird die Vermittlung der Geschehnisse aus vornehmlich der Perspektive der Deportierten selbst immer wichtiger.“

Die Veranstaltung wurde musikalisch umrahmt von Prof. Angelika Nebel am Flügel, die Kompositionen von Siegfried Würzburger spielte.

Der 19. Oktober ist seit 2018 ein offizieller Gedenktag der Stadt Frankfurt am Main. Am 19. Oktober 1941 wurden 1100 Frankfurter Jüdinnen und Juden ohne Vorankündigung und gewaltsam aus ihren Wohnungen verschleppt und durch die SA quer durch die Stadt zur Frankfurter Großmarkthalle getrieben. In den Kellern der Halle wurden sie gedemütigt und misshandelt, um schließlich über das Gleisfeld deportiert zu werden. Ziel der ersten Deportation war das Getto Łódź im besetzten Polen. Drei Personen haben diese Deportation überlebt. Seit 2015 erinnert die Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle an diese erste Massendeportation.

Fotos Kulturdezernentin Ina Hartwig mit Zeitzeugin Edith Erbrich, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Maik Reuß 

Blick auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gedenkveranstaltung, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Maik Reuß 

Kulturdezernentin Ina Hartwig bei ihrer Rede, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Maik Reuß 

Zeitzeuginnen-Gespräch mit Edith Erbrich, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Maik Reuß