Gesundheitsdezernent Majer stellt Bericht zu Prävention bei legalen Drogen und Verhaltenssüchten im Gesundheitsausschuss vor – Prävention und Frühintervention auch in Zeiten von Corona

Veröffentlicht: Neuigkeiten Ort: Frankfurt

ffm. Ob es um Soforthilfen bei Koma-Trinken geht, um aktuelle Informationen über synthetische Drogen in Liquids für Tabakverdampfer oder um

ffm. Ob es um Soforthilfen bei Koma-Trinken geht, um aktuelle Informationen über synthetische Drogen in Liquids für Tabakverdampfer oder um Ausstiegshilfen, wenn Online-Wetten zur Schuldenfalle geraten: Die Konzeption von Präventions- und Frühinterventionsangeboten für legale Drogen und Verhaltenssüchte gehört seit 13 Jahren zu den Aufgaben des Drogenreferats. Seit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 wurden Angebote rasant weiterentwickelt, neuen Bedarfen angepasst und neue Arbeitsschwerpunkte gesetzt. „In kürzester Zeit sind persönliche Beratungen zusätzlich auf digitale Formate umgestellt worden, die inzwischen Standard sind und auch stark nachgefragt werden“, sagt Gesundheitsdezernent Stefan Majer. „Jugendliche, junge Erwachsene oder Angehörige können sich seither auch per E-Mail, Videochat oder per App und Social-Media-Kanäle an die Beratungsstellen wenden.“ Weitere kreative Alternativen wie „Walk and Talk“ – Beratungsgespräche beim Spazierengehen in freier Natur – haben sich ebenfalls als wichtige Angebote bewährt, die vor allem junge Menschen stark nutzen.

Kontakt über digitale Kanäle

Die Erreichbarkeit der Hilfen und Informationen über vielfältige Kommunikationskanäle ist Gesundheitsdezernent Majer ein besonderes Anliegen: „Die psychischen Belastungen durch die Pandemie mit Kontaktverboten, Schulschließungen, eingeschränkten Freizeitmöglichkeiten waren gerade für junge Menschen viel größer und folgenschwerer als das anfangs wahrgenommen wurde.“ Nach den jüngsten Ergebnissen der jährlichen Frankfurter Drogentrendstudie MoSyD gaben 22 Prozent der 15- bis 18-Jährigen an, unter depressiven Verstimmungen, Angststörungen, Panikattacken oder Essstörungen zu leiden. 11 Prozent haben auch schon psychoaktiv wirkende Medikamente geschluckt – ohne ärztliches Rezept. Das Thema wird nun bei den Präventionsveranstaltungen an Schulen, Workshops und Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte eine größere Rolle spielen. Viele Veranstaltungen und Schulungsprogramme laufen seit Corona ebenfalls in digitalen Formaten und werden stark nachgefragt. Allein die vom Drogenreferat geförderte Fachstelle Prävention hat selbst in den Pandemie-Jahren 2020/21 mit ihren Angeboten zu den verschiedensten Themen knapp 6200 Jugendliche, Eltern und pädagogische Fachkräfte erreicht.

Neue Bedarfe, neue Angebote

Auch bei Erwachsenen, insbesondere älteren Menschen, haben Isolation, Homeoffice, Angst vor Arbeitsplatzverlust oder fehlende soziale Kontrolle in den vergangenen zwei Jahren das Konsumverhalten verändert. „Die Alkoholberatungsstellen werden regelrecht überrollt“, bestätigt Regina Ernst, für die auch der Bedarf nach weitergehenden, neuen Angeboten deutlich wurde. Ein Beispiel dafür ist das Programm „Kontrolliertes Trinken“ der Evangelischen Suchtberatung als Frühintervention bei riskantem Alkoholkonsum. Hilfesuchende reflektieren in den Gesprächen mit den Beratenden ihre aktuelle Lebenssituation und erstellen einen Plan, wie sie sich ein kontrolliertes Trinkverhalten „antrainieren“ können. „Gerade für Menschen, die an der Grenze zur Abhängigkeit stehen, brauchen wir wirksame Hilfen“, ist auch Gesundheitsdezernent Majer überzeugt.

Angebote laufen trotz Corona weiter

Bei Jugendlichen ging der Alkoholkonsum in den Pandemiejahren 2020/21 zwar deutlich zurück, Alkohol ist dennoch auch bei ihnen die Droge Nummer 1 geblieben – und für Majer ein wichtiger Fall für die Prävention. Insbesondere was die Zahl der Jugendlichen und jungen Erwachsenen angeht, die wegen einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus gebracht werden müssen. 190 waren es im Jahr 2020. Das bedeutet zwar einen Rückgang von 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, zitiert Majer die Rettungsdienststatistik: „Der Rückgang ist aber vor allem bei jungen Erwachsenen zu verzeichnen, weniger bei den Jüngeren von 12 bis 17 Jahren.“

Für ihn ist es deshalb erfreulich, dass bewährte Projekte wie „HaLT – Hart am Limit“ auch während Corona unvermindert weitergelaufen sind. Über eine Rufbereitschaft kommen Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter des Vereins Jugendberatung und Jugendhilfe für Brückengespräche ins Krankenhaus, um Jugendliche und junge Erwachsene mit Alkoholvergiftung zu beraten. Ergänzend wird ein Gespräch für Eltern angeboten. In Frankfurt beteiligen sich sieben der zehn Krankenhäuser an dem Projekt. Trotz Corona und strenger Zugangsbeschränkungen haben es alle ermöglicht, dass die HaLT-Mitarbeitenden die Klinikbesuche fortsetzen konnten. Das Durchschnittsalter der eingelieferten Jugendlichen lag 2020 bei 15,6 Jahren, die Mehrzahl trank selbst gemixte Spirituosen. Auch Schulen, Jugendhilfeeinrichtungen, Ärzte und andere Einrichtungen informieren junge Menschen über HaLT, das für Majer ein „gutes Beispiel“ dafür ist wie Prävention in Frankfurt funktioniert: „Im starken Netzwerk, das schnell reagiert, wenn sich Bedarfe verändern.“

Weitere Informationen können beim Drogenreferat unter Telefon 069/212-30124  angefragt werden.

Download Prävention legaler Drogen: Konzeption von Angeboten für die Stadt Frankfurt am Main