Größte europäische niedrigschwellige Suchthilfeeinrichtung Eastside wird 30

Veröffentlicht: Neuigkeiten Ort: Frankfurt

ffm.  Die niedrigschwellige Suchthilfeeinrichtung Eastside, eine Einrichtung der Integrativen Drogenhilfe (idh), betreut seit 30 Jahren suchtkranke

ffm.  Die niedrigschwellige Suchthilfeeinrichtung Eastside, eine Einrichtung der Integrativen Drogenhilfe (idh), betreut seit 30 Jahren suchtkranke Menschen in Frankfurt. Mit 75 Mitarbeitenden und einem vielfältigen Angebot ist sie inzwischen die größte niederschwellige Suchthilfeeinrichtung Europas. Doch auch die Konsumenten sind mit der Einrichtung älter geworden: Daher unterstreichen die Verantwortlichen anlässlich der Jubiläumsfeier am Montag, 21. November, erneut ihre dringende Forderung, in Frankfurt eine auf Drogenkonsumenten spezialisierte Pflegeeinrichtung zu schaffen. Sozialdezernentin Elke Voitl sagte ihre Unterstützung zu.

Das Eastside hat mit seiner Arbeit die Stadt und ihre Menschen geprägt. Im Rahmen der Räumung der offenen Drogenszene in der Taunusanlage wurde die Integrative Drogenhilfe 1992 von der Stadt Frankfurt beauftragt, eine niedrigschwellige Drogenhilfeeinrichtung zu organisieren. Diese Einrichtung sollte neben Übernachtungsmöglichkeiten auch tagesstrukturierende Angebote umfassen. Der Standort am Osthafen wurde von der Stadt  bewusst außerhalb des Bahnhofsviertels gewählt. Am 16. November 1992 öffnete das Eastside seine Türen und bietet seitdem suchtkranken Menschen, die sich durch den Konsum illegaler Drogen in einer prekären Lebenslage befinden, einen Ort, an dem sie zur Ruhe kommen können.

Heute arbeiten 75 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Eastside und zu den Angeboten der Hilfseinrichtung gehören die Sozialberatung durch einen Sozialdienst, ein Übernachtungs- und Wohnbereich, das Café „Eastside“ als Kontaktladen und Tagesaufenthalt, ein Konsumraum und eine Werkstatt mit Beschäftigungs- und Qualifizierungsangeboten. Der Einrichtung angegliedert ist eine medizinische Ambulanz der Malteser Werke, die Substitutionsbehandlungen und eine medizinische Grundversorgung anbietet.

Vorstand und Geschäftsführung der idh haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Klientinnen und Klienten des Eastsides anlässlich dieses Jubiläums zu einer kleinen Jubiläumsparty eingeladen, um die vertrauensvolle Zusammenarbeit und das tägliche Miteinander von Klientinnen und Klienten und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeinsam zu feiern.

Sozialdezernentin Voitl würdigte in ihrem Grußwort das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Eastside und betonte dessen Bedeutung für das Suchthilfesystem Frankfurt. „Das Eastside ein sehr wichtiger Baustein im Frankfurter Hilfesystem für Menschen in besonderen sozialen Lebenssituationen. Hier ist einer der Orte, in der alle gemeinsam daran arbeiten, die Idee einer Stadt für alle Realität werden zu lassen. Wir sind eine Stadtgesellschaft – und dabei spielt es keine Rolle, ob ein Mensch suchtkrank ist oder nicht“, sagte Voitl. Ihr besonderer Respekt und Dank gelte den Mitarbeitenden der Einrichtung: „Sozialarbeiter:in ist für mich einer der spannendsten, aber auch anstrengendsten Berufe, den man in Frankfurt ergreifen kann. Ich weiß, wie viel persönliche Haltung, Stabilität, Engagement und oft auch Frustrationstoleranz es braucht, um über viele Jahre mit Menschen und ihren meist schwierigen Lebensgeschichten umgehen zu können.“

Auf die aktuellen Herausforderungen im Eastside ging der erste Vorsitzende Prof. Gero Lipsmeier ein. In seinem Grußwort macht er insbesondere darauf aufmerksam, dass der Anteil der älteren polyvalenten Drogengebraucherinnen und -gebraucher seit Jahren stetig ansteigt. Lipsmeier wertet dies in seinen Ausführungen ausdrücklich als Erfolg der Substitutionsbehandlung und der niedrigschwelligen schadensminimierenden Drogenhilfeangebote (Notschlafstellen, Konsumräume, Spritzentausch, Interventionen in Safer Use und Safer Sex). Zugleich hebt Lipsmeier aber auch hervor, dass dadurch das Thema der medizinischen und pflegerischen Versorgung von Drogengebraucherinnen und -gebraucher in der Suchthilfe an Bedeutung gewinnt.

„Unsere Einrichtung Eastside ist zunehmend vor die Aufgabe gestellt, ältere und auch jüngere pflegebedürftige  Drogenkonsument*innen zu betreuen. Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser nehmen suchtkranke Menschen häufig nicht stationär auf. Es zeigen sich zunehmend immense Versorgungslücken. Es ist deshalb an der Zeit, dass das Thema Drogenkonsum und Pflege auf allen politischen Ebenen in den suchtpolitischen Fokus  zu rücken“, sagte Lipsmeier.

Die idh hat hierzu ein entsprechendes Positionspapier mit dem Titel „Forderungen für eine verbesserte medizinische, pflegerische und psychosoziale Versorgung von drogenkonsumierenden Menschen“ verfasst und über den Verband Akzept direkt an den Bundesdrogenbeauftragten gerichtet. Zudem wurde bereits 2017 der Stadt Frankfurt ein Konzept für eine spezialisierte Pflegeeinrichtung für drogenkonsumierende Menschen vorgelegt, über das noch nicht entschieden wurde. Sozialdezernentin Voitl, seit etwas über einem Jahr im Amt, sagte bei der Jubiläumsfeier ihre Unterstützung zu: „Ich sehe die Notwendigkeit, setze mich auf verschiedenen Ebenen bereits dafür ein und wir sind an einer Lösung dran.“

Ein letztes Grußwort richtet Prof. Happel, zweiter Vorsitzender und Mitgründer der Integrativen Drogenhilfe, an die Jubiläumsgäste. Er beleuchtet die Anfangszeit des Eastsides, die er selbst aktiv mitgestaltet hat. Happel zeigt insbesondere das Ringen um rechtliche, strukturelle, gesundheitspolitische und ordnungspolitischen Positionen auf, denn kaum war das Eastside eröffnete, bildete sich rund um die Einrichtung eine Szene. Diese Entwicklung machte es erforderlich „den Drogenkonsum im Eastside in geordnete Bahnen“ zu lenken. Durch diese Anforderung bewegte sich das Eastside in den Anfängen in einer rechtlichen Grauzone. Es ist einer pragmatischen und lösungsorientierten Haltung zu verdanken, dass die Einrichtung Eastside trotz dieser besonderen Situation ihre Wirkung entfalten konnte.

Nach Überzeugung aller Anwesenden ist diese pragmatische und lösungsorientierte Haltung auch heute erforderlich, um etwa der Situation im Bahnhofsviertel zu begegnen.

Die idh erforscht und fördert seit 1986 integrative Methoden und alternative Ansätze in der Suchtarbeit. Ziel des Vereins ist gesundheitliche Risiken für drogenkonsumierende Menschen zu minimieren und Schaden abzuwenden. Die idh betreibt mit etwa 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an fünf Standorten in Frankfurt niedrigschwellige Drogenhilfeeinrichtungen.

Kontakt für die Medien Gabi Becker, Geschäftsführerin Integrative Drogenhilfe, Telefon 069/94197027 , E-Mail g.becker@idh-frankfurt.de 

Marion Friers, stellvertretende Geschäftsführerin und Leitung Eastside, Telefon 069/94197016  E-Mail m.friers@idh-frankfurt.de