„Hervorragendes Frühwarnsystem“

Veröffentlicht: Neuigkeiten Ort: Frankfurt

ffm. In welchem Frankfurter Stadtteil gibt es die meisten Haushalte mit Minderjährigen? Wo leben besonders viele Seniorinnen und Senioren allein in

ffm. In welchem Frankfurter Stadtteil gibt es die meisten Haushalte mit Minderjährigen? Wo leben besonders viele Seniorinnen und Senioren allein in ihren Wohnungen? Wie entwickelt sich die Arbeitslosenquote in einzelnen Stadtteilen? Fragen wie diese beantwortet der jüngste Monitoringbericht zur sozialen Stadtentwicklung. Sozialdezernentin Elke Voitl sieht in dem Bericht „ein wertvolles Instrument für die soziale Stadtplanung, das frühzeitig vor Schieflagen und möglichen Benachteiligungen warnt und den Einsatz städtischer Ressourcen verbessert, um diese zu beseitigen.“ Gemeinsam mit der Amtsleiterin vom Jugend- und Sozialamt, Nanine Delmas, stellte Voitl den Bericht bereits im Jugendhilfeausschuss vor und lud zur Diskussion ein.

2009 wurden erstmals Daten zur sozialen Stadtentwicklung in Frankfurt erfasst. Der nunmehr vierte „Monitoringbericht zur sozialen Segregation und Benachteiligung“ untersucht zum Beispiel wie sich in einem Stadtteil das durchschnittliche Einkommen verändert hat, ob es dort mehr oder weniger Arbeitslose gibt, wie viele Menschen zu- oder abgewandert sind oder wie viel Wohnfläche in dem Quartier pro Person zur Verfügung steht. Damit geben die Daten des Monitorings erste Hinweise, in welchen Quartieren es zu Benachteiligungen kommen kann. „Auf dieser Grundlage nehmen wir nun eine Lupe in die Hand und sehen genauer hin, was das im Einzelnen bedeutet“, sagt Delmas. „Wo braucht die Stadt mehr Spielplätze für Kinder oder Aufenthaltsräume für Jugendliche, wo fehlt es an Angeboten für Senior:innen? Und was muss verändert werden, damit es den Bedürfnissen der Menschen im Stadtteil wirklich entspricht?“ Gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern und weiteren Akteurinnen und Akteuren vor Ort geht es anschließend in die Planungsgespräche. Für Sozialdezernentin Voitl ist dieses prozesshafte Vorgehen „unverzichtbar, damit sich alle Menschen an der Entwicklung ihres Stadtteils beteiligen können, ihre Wünsche einbringen und mitgestalten können.“

Frühwarnsystem für präventive Sozialpolitik

Als ehemalige Jugendhilfeplanerin schätzt die Dezernentin diese kontinuierliche Datenerfassung seit 2009, weil diese helfe, Entwicklungen aufzuzeigen, Maßnahmen zu evaluieren und städtische Ressourcen gezielt einzusetzen. „Unsere Stadtgesellschaft verändert sich und damit auch das Angebot, das sich an den Bedarfen der Menschen ausrichtet.“ Darüber hinaus wirke das Monitoring „wie ein Frühwarnsystem, mit dem wir relevante Veränderungen erkennen können.“ Sozialdezernentin Voitl warnt allerdings auch vor Schnellschüssen mit Blick auf die Daten. Konkreter Handlungsbedarf ließe sich daraus nicht ableiten. Dazu gehöre vielmehr eine genaue Analyse der Details. Lebten zum Beispiel in einem Stadtteil im Vergleich zum Vorberichtszeitraum deutlich mehr Arbeitslose, sagt Voitl, könne dies daran liegen, dass es dort eine neu errichtete Unterkunft für Geflüchtete gebe, deren Bewohnerinnen und Bewohner noch keine Arbeitserlaubnis hätten.

Das Frühwarnsystem des Sozialdezernats wird bereits auch von anderen Stellen der Stadtverwaltung genutzt, die aus den Daten wertvolle Schlüsse für ihre Planungen ziehen. So dient der Bericht dem Jugendhilfeausschuss als Grundlage dafür, wie Gelder und Personal in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit eingesetzt werden, und dem Stadtschulamt bietet er Entscheidungshilfe bei der Belegung von Kinderbetreuungseinrichtungen. Auch deshalb ist der Bericht für Sozialdezernentin Voitl ein solides Analysewerkzeug auf dem Weg zu mehr Chancengerechtigkeit in Frankfurt. „In krisengeprägten Zeiten sind wir auf gesellschaftlichen Zusammenhalt und Solidarität untereinander angewiesen. Eine sozial gerechte Stadt ist dafür der beste Nährboden.“