Neue Sonderausstellung im ISG: Mauern voller Geschichte(n): Das Frankfurter Karmeliterkloster

Veröffentlicht: Neuigkeiten Ort: Frankfurt

ffm. Im Institut für Stadtgeschichte eröffnet am Montag, 9. Oktober, die Ausstellung Mauern voller Geschichte(n): Das Frankfurter

ffm. Im Institut für Stadtgeschichte eröffnet am Montag, 9. Oktober, die Ausstellung „Mauern voller Geschichte(n): Das Frankfurter Karmeliterkloster“, die durch beinahe 800 Jahre wechselvolle Geschichte der einzigen heute noch erhaltenen mittelalterlichen Klosteranlage in Frankfurt führt. Die von Markus Häfner kuratierte Schau läuft von Dienstag, 10. Oktober, bis 15. September 2024.

„Das Karmeliterkloster steckt voller spannender Geschichten, die in dieser Ausstellung eindrucksvoll erzählt werden“, sagte Franziska Kiermeier, kommissarische Leiterin des Instituts für Stadtgeschichte, bei der Pressevorstellung. „Die Ausstellung verknüpft die jahrhundertealte Kloster- und Gebäudegeschichte mit der Stadtgeschichte. So gelangt dieser besondere Ort noch stärker in den Fokus der Öffentlichkeit.“

Seit Mitte des 13. Jahrhunderts und über etwa 550 Jahre war das Kloster Lebensort des Frankfurter Karmeliterordens. Es diente den Mönchen und den Bewohnern und Bewohnerinnen der Stadt als Ort der Glaubensausübung, als letzte Ruhestätte oder für festliche Anlässe. Nach der Säkularisierung 1803 wurden die Räumlichkeiten vielfältig genutzt: Das Kloster wurde zum Lager, zur Kaserne, zur Schule, beherbergte eine Feuerwehrwache, Künstlerateliers, Büros, Werkstätten und eine Kneipe und bietet bis heute eine Bühne für Theater, Konzerte und Ausstellungen.

„Seit 1959 ist die Geschichte des Klosters eng verbunden mit der des Stadtarchivs und damit des Gedächtnisses der Stadt“, sagt Kiermeier. Zusammen mit dem Archäologischen Museum bildet das Institut für Stadtgeschichte im Karmeliterkloster heute ein Zentrum Frankfurter Geschichte.

Die Ausstellung

„Die Geschichte und Geschichten der Klostermauern lassen wir in der Ausstellung von drei Dutzend Personen erzählen, die damit lebendig durch die Epochen führen“, erläutert Kurator Häfner die Konzeption der Ausstellung. „Zu Wort kommen historische Persönlichkeiten, die eine Beziehung zum Karmeliterkloster hatten, darunter Prioren des Klosters, Könige und Kaiser wie Karl V., Päpste und Bischöfe, aber auch Künstlerinnen, Architekten, Schauspielerinnen und Kulturschaffende.“

Sie schildern die Geschichte der Ordensgründung, des Kirchenbaus und Klosterausbaus sowie der künstlerischen Ausgestaltung durch Jörg Ratgeb und seine Werkstatt. Ebenso geben sie Einblicke in den Klosteralltag und religiöse und politische Konflikte. Und sie berichten schließlich von der Umwidmung der Gebäude, von Zerstörung und Wiederaufbau und vom Kultur- und Künstlerleben in der Zwischenkriegs- und Nachkriegszeit.

Das Kloster war und ist ein Ort ständiger baulicher Veränderung. Daher lädt die Raummitte des Ausstellungsraums mit einem Plan um 1800 dazu ein, den früheren Zustand des Klosters zu erkunden. Der Plan und alte Fotografien lassen den historischen Alltag lebendig werden.

Auch die ausgestellten Objekte führen die Betrachter und Betrachterinnen in vergangene Jahrhunderte: Ein vergoldeter Kelch aus früherem Besitz des Karmeliterordens von 1703, Leihgabe aus dem Dommuseum, visualisiert die Liturgie der Karmeliter, die Gründungslegende und den sichtbaren Bezug zu Frankfurt. Vom Dommuseum stammen auch zwei Standleuchter für die Stufen des Hochaltars im Karmeliterkloster aus dem späten 15. Jahrhundert. Zu sehen ist auch ein bronzener Siegelstempel des Karmeliterklosters aus dem 14. Jahrhundert, eine Leihgabe des Historischen Museums.

Das Archäologische Museum konnte während Ausgrabungen in den 1980er Jahren und 2006 eine Vielzahl baulicher Fragmente sichern, die zum Teil nun in der Ausstellung präsentiert werden, ebenso wie Funde aus den Gruften der Karmeliterkirche. Die neuere Geschichte des Karmeliterklosters wird mit Requisiten aus der „Schmiere“ präsent, die seit 1959 im Kloster spielt. Im Mittelpunkt steht dabei ein in Gold lackiertes NSU-Motorrad, das 1970 in den Kellerräumen des Karmeliterklosters auf der Bühne stand und – heute unvorstellbar – im Leerlauf lief. Objekte aus vergangenen Ausstellungen des Instituts für Stadtgeschichte komplementieren die Vitrinen.

Begleitprogramm

Die Ausstellung wird von mehreren Vorträgen begleitet. Am Montag, 4. November, gibt Roman Zabolotnîi vom Archäologischen Museum mit seinem Vortrag „Karmeliterkirche in Frankfurt: Grabungen und Funde“ einzigartige Einblicke in die wechselvolle Geschichte eines nahezu 800 Jahre alten Sakralbaus. Pascal Heß vergleicht am Montag, 20. November, in seinem Vortrag „Klöster und Kirchen: Architektur und Identität“ das Karmeliterkloster in Frankfurt mit anderen Anlagen. Am Montag, 4. Dezember, begibt sich Sigrun Müller in ihrem Vortrag zu Jörg Ratgeb auf die „Spuren eines Malers der Reformation und der Zeit des Aufbruchs“ und stellt das ungewöhnliche Leben und den grausamen Tod des vorbarocken Malers dar, dessen Werkstatt im frühen 16. Jahrhunderts Kreuzgang und Refektorium des Karmeliterklosters ausmalte. 2024 werden Vorträge und Erzählformate zum mittelalterlichen Ordensleben sowie dem kulturellen Leben in der Nachkriegszeit folgen.

Die Vorträge beginnen jeweils um 18 Uhr im Dormitorium des Karmeliterklosters, Münzgasse 9. Der Eintritt beträgt 6 Euro, ermäßigt 3 Euro.

Regelmäßige Führungen erläutern die Ausstellung und stellen das Karmeliterkloster, seine Kunstschätze und das Institut für Stadtgeschichte als kommunales Archiv vor. Die Termine der regelmäßigen Führungen durch die Sonderausstellung, durch das Kloster und zu den berühmten Wandgemälden Jörg Ratgebs finden sich im gedruckten Veranstaltungskalender und auf der Website des Instituts. In einem „Live-Quiz“ am Montag,13. November, können Klosterbesucher ihr Wissen testen und eine Backstage-Führung an den Dienstagen, 31. Oktober und 12. Dezember, bietet Einblicke in das Gedächtnis Frankfurts. Am Donnerstag, 23. November, geht es in den ehemaligen Künstlerkeller unter dem Kloster.

Archivpädagogik

Die Archivpädagogik des Instituts für Stadtgeschichte bietet zur Ausstellung zielgruppenspezifische Angebote für Lehrkräfte und Schulkinder zum Karmeliterkloster und dem Stadtleben im Mittelalter an, so eine interaktive Rallye für Schulklassen durch die Ausstellung, eine historische „Lesespurgeschichte“ durch das Kloster, ein „Breakout“-Spiel und für jüngere Schulkinder einen Workshop zu den Familienwappen auf den Wandbildern. Termine können per E-Mail an archivpaedagogik@stadt-frankfurt.de  vereinbart werden. Für Mittwoch, 11. Oktober, können sich Lehrerinnen und Lehrer noch für eine Lehrerfortbildung „Mittelalter in Frankfurt“ anmelden. Darüber hinaus stellt das Institut für Stadtgeschichte dauerhaft über seine Webseite Lehrerinnen und Lehrern Unterrichtsmaterialen zum Download bereit, darunter auch Unterrichtseinheiten zur Goldenen Bulle.

Fotos Kreuzgang und Treppeneinbauten, Aquarell von K.E. Sonntag, 19. Jhd., HMF C15198, Copyright: Historisches Museum Frankfurt 

Karmeliterkloster im Merianplan, 1628 (ISG FFM Best. S8Stpl/1628), Copyright: ISG 

Blick auf das Karmeliterkloster aus der Vogelperspektive, Foto um 1930 (ISG FFM Best. S7A Nr. 1998-18275), Copyright: ISG