Prof. Frank Nonnenmacher erhält das Verdienstkreuz am Bande

Veröffentlicht: Neuigkeiten Ort: Frankfurt

ffm. Prof. Frank Nonnenmacher ist mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt worden. Der emeritierte

ffm. Prof. Frank Nonnenmacher ist mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt worden. Der emeritierte Professor der Didaktik der Sozialwissenschaften der Goethe-Universität hat am Freitag, 16. Februar, von Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg die Auszeichnung überreicht bekommen. Nonnenmacher ist in der Politikdidaktik aktiv und war jahrelang Vorsitzender des Landesverbandes Hessen der Deutschen Vereinigung für politische Bildung. Zudem ist er mit seiner Doppelbiografie „DU hattest es besser als ICH – Zwei Brüder im 20. Jahrhundert“, welche die Lebensgeschichte seines Vaters und seines Onkels während der NS-Diktatur erzählt, bekannt geworden. Mit seinem Werk, das er häufig in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen vorstellt, und seinem Einsatz für die von den Nazis als „Berufsverbrecher“ und „Asozialen“ betitelten, lange nicht anerkannten NS-Opfer, leistete der 79-Jährige einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur und Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit.

Nonnenmachers Onkel Ernst hatte bereits als Kind, getrieben durch die extreme Armut seiner Familie, angefangen zu stehlen und musste schon in jungen Jahren mehrfach wegen Diebstahl, Bettelei und Hehlerei kurze Haftstrafen absitzen. Die Nazis ließen ihn dann als „Berufsverbrecher“ ohne richterliche Anordnung oder Verurteilung ins KZ Flossenbürg bringen, wo er vier Jahre lang dem Grauen des NS-Terrors ausgesetzt war und nur mit Glück überlebte. Insgesamt 70.000 KZ-Häftlinge – markiert durch einen grünen oder schwarzen Winkel auf der Brust – galten als „Berufsverbrecher“ oder „Asoziale“. Wenn sie überlebten, hatten sie nach dem Ende des Krieges Schwierigkeiten, als NS-Opfer anerkannt zu werden. Auch Ernst Nonnenmacher kämpfte darum und scheiterte. Sein Neffe führte seinen Kampf weiter: Frank Nonnenmacher initiierte 2018 eine Petition an den Deutschen Bundestag, die sogenannten Berufsverbrecher und Asozialen als Opfer der NS-Diktatur anzuerkennen und Überlebenden somit ein Anrecht auf staatliche Leistungen zu schaffen. Im Februar 2020 wurde die Petition angenommen und bestätigt – 75 Jahre nach dem Ende der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft.

„Schweigen und Verschweigen. Das waren nach dem Zweiten Weltkrieg die häufigsten Reaktionen auf das große Morden, mit denen die Nationalsozialisten Deutschland und Europa überzogen haben. In das Verschweigen haben sich die Täter geflüchtet, das Schweigen wurde zum Schicksal der Opfer. Sie, sehr verehrter Herr Nonnenmacher, haben daran gearbeitet, dass das Schweigen und Verschweigen durchbrochen wurde. Sie haben den Weg für eine aktuelle und notwendige Erinnerungskultur bereitet“, würdigte die Bürgermeisterin den Einsatz der Geehrten. 

Eskandari-Grünberg betonte auch, dass Nonnenmacher nicht nur bei der Aufklärungsarbeit der deutschen NS-Vergangenheit Großes geleistet habe, sondern auch für die politische Bildung im Land, sowohl als Professor für Didaktik der Sozialwissenschaften und der Politischen Bildung an der Goethe-Universität als auch als Publizist.

Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig ergänzt: „Frank Nonnenmacher hat sich über Jahrzehnte als Sozialwissenschaftler für eine zeitgemäße politische Bildung eingesetzt und dabei wesentliche Grundlagenarbeit geleistet. Mittelpunkt seines Schaffens war die Frankfurter Goethe-Universität. Ich freue mich sehr über die Nachricht, dass er für sein eng mit unserer Stadt verknüpftes Lebenswerk nun mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wird und gratuliere ihm von Herzen.“

Nonnenmachers Konzept für die politische Bildung, „Sehen – Beurteilen – Handeln“, sei in der aktuellen Zeit, in der Rechtsextremismus und Antisemitismus erstarken, wichtig wie nie, betonen Bürgermeisterin und Kulturdezernentin. „Es reicht in Ihren Augen nicht, die gesellschaftliche Wirklichkeit und die politischen Auseinandersetzungen zu sehen und darüber Urteile und Einschätzungen zu gewinnen. Man muss am Ende auch handeln, sich engagieren. In diesem Punkt bin ich ganz bei Ihnen. Wer die Demokratie und die Freiheit retten will, muss jetzt Haltung zeigen“, sagte Eskandari-Grünberg. 

Frank Nonnenmacher wurde 1944 in Monsheim geboren. Er studierte zuerst Lehramt, dann Politikwissenschaften, und arbeitete seit 1984 an der Frankfurter Goethe-Universität. Nach seiner Habilitation 1998 trat er 1999 seine Stelle als Professor für Didaktik der Sozialwissenschaften an. 2008 emeritierte er und widmete sich in seinem Ruhestand verstärkt der NS-Aufklärungsarbeit.

Fotos Prof. Frank Nonnenmacher mit der Urkunde und Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Chris Christes 

Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg bei ihrer Rede, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Chris Christes 

Prof. Frank Nonnenmacher bei seiner Dankesrede, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Chris Christes