Wo Bienen auf Goethe fliegen

Veröffentlicht: Neuigkeiten Ort: Frankfurt

ffm. Der Palmengarten wird künftig noch insektenfreundlicher: Im Goethe-Garten, dem kleinen Areal zwischen Tropicarum und Subantarktishaus, sind in

ffm. Der Palmengarten wird künftig noch insektenfreundlicher: Im Goethe-Garten, dem kleinen Areal zwischen Tropicarum und Subantarktishaus, sind in den vergangenen Wochen und Monaten eine vier Meter lange Nistwand mit begrüntem Dach und sechs Hochbeete entstanden. Rund um die im Boden eingelassene Ginkgo-Installation sprießen heimische Wiesenkräuter, Tafeln informieren über das Leben der Insekten.

„Damit wird der Goethe-Garten zu einem weiteren Modul des Palmengarten-Leitthemas ‚Blüten- und Bestäuberökologie‘, das noch bis 2023 den Ton in beiden Gärten angibt“, sagt Klimadezernentin Rosemarie Heilig. „Während man sich in der kalten Jahreszeit im Blüten- und Schmetterlingshaus von den farbenprächtigen Faltern verzaubern lassen kann, hat man hier nun von Frühling bis in den Herbst hinein die Gelegenheit, Bienen, Hummeln, heimischen Schmetterlingen und anderen Insekten quasi auf Augenhöhe zu begegnen. An der Nistwand und den Hochbeeten lassen sie sich besonders gut beobachten.“

Die Umgestaltung des Goethe-Gartens entstand im Rahmen des SLInBio-Forschungsprojekts des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung. Mit SLInBio untersucht das ISOE erstmals den Zusammenhang zwischen städtischen Lebensstilen, Alltagspraktiken und Insektendiversität. Mit seinen Kooperationspartnern entwickelt es Konzepte, um gemeinsam mit der Stadtbevölkerung zum Erhalt der Insektenvielfalt beizutragen. „Einer dieser Kooperationspartner sind wir“, erklärt Palmengarten-Direktorin Katja Heubach. „Ziel des Projekts ist es, den Wert von Insekten und ihrer Leistung als Bestäuber deutlich zu machen und dadurch für ein umweltbewusstes und insektenfreundliches Handeln zu sensibilisieren“, ergänzt Marion Mehring vom ISOE. „Im Goethe-Garten erfahren unsere Gäste, was Insekten brauchen, um sich wohlzufühlen. Und sie bekommen handfeste Tipps, wie sie selbst Orte schaffen, auf die Insekten fliegen. Dazu braucht es nicht einmal viel Platz, schon ein Balkonkasten mit der richtigen Bepflanzung ist ein guter Anfang“, sagt Heubach.

Nektarreiche, heimische Kräuter wie der Blutrote Storchenschnabel, das Gewöhnliche Sonnenröschen, die Kriechende Hauhechel, Kugel-Lauch und Gold-Fingerkraut – all das wächst in den Hochbeeten, Kübeln und Kästen des Goethe-Gartens und eignet sich ebenso für zu Hause. Und auch wenn kaum jemand im heimischen Garten Platz für eine vier Meter lange Nistwand mit begrüntem Dach haben wird, bekommt man doch eine Idee davon, wohin sich Mauerbienen, Pelz- und Sandbienen verkriechen, um zu ruhen und ihren Nachwuchs großzuziehen: gebrannte Tonziegel mit Löchern, Hohlstängel, Hartholz mit Bohrungen, Module aus einem Lehm-Sand-Löss-Gemisch und offene Sandflächen bieten Nistplätze für verschiedene Bedürfnisse.

„Sowohl die Nistwand als auch die Hochbeete sind in den Werkstätten des Palmengartens entstanden, die Dachbegrünung hat der Botanische Garten beigesteuert, die Nistplätze aus verschiedenen Materialien haben unsere Wissenschaftler*innen und Pädagog*innen angefertigt“, sagt Heubach. Noch weist die stabile Wand Lücken auf. Sie werden im Rahmen des pädagogischen Programms rund um den Goethe-Garten mit den Teilnehmenden gefüllt. Groß und Klein dürfen selbst Hand anlegen und Nistplätze für die Wildbienen erschaffen. Auch Führungen zum Thema Blüten- und Bestäuberökologie und Kulturprogramme sollen hier stattfinden.

„Insekten sind so wichtig. Und es ist so einfach, ihnen das Leben zu erleichtern“, sagt Heilig. „Heimische Pflanzen, ein kleiner Nistplatz – wenn jeder nur einen kleinen Beitrag leistet, ist schon ganz viel gewonnen. Dass insektenfreundliches Gärtnern wirkt, zeigt das Bürgerwissenschafts-Projekt ‚iNaturalist – Tiere und Pilze in Frankfurts botanischen Gärten‘ von Palmengarten, Botanischem Garten und Wissenschaftsgarten der Goethe-Uni eindrücklich: Seit Projektbeginn im November 2018 wurden 1069 Arten gezählt, 702 davon Insekten, darunter viele seltene und sogar Rote-Liste-Arten wie die Knautien-Sandbiene, Trauer-Rosenkäfer oder Kleiner Schillerfalter.“

Bis sie im Goethe-Garten herumschwirren, wird es noch ein Weilchen dauern. Noch ist es zu frisch für regen Besuch. „Bis es soweit ist, laden wir unsere Besucher*innen ins Blüten- und Schmetterlingshaus ein – von heute an bis zum 1. Mai ist wieder Flatterzeit“, sagt Katja Heubach.

Über SLInBio Das Projekt „SLInBio – Städtische Lebensstile und die Inwertsetzung von Biodiversität: Libellen, Heuschrecken, Hummeln und Co.“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Fördermaßnahme „BiodiWert – Wertschätzung und Sicherung von Biodiversität in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“ als Teil der BMBF-Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) gefördert.

Projekt- und Kooperationspartner sind: ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung (Leitung), Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, Goethe-Universität Frankfurt, NABU Frankfurt, Palmengarten der Stadt Frankfurt, BioFrankfurt - Das Netzwerk für Biodiversität, Grünflächenamt der Stadt Frankfurt, Umweltamt der Stadt Frankfurt

Der Goethe-Garten Auf dem Areal des Goethe-Gartens soll die Familie Goethe im 18. Jahrhundert ein Grundstück besessen und dort unter anderem Äpfel angebaut haben. Anlässlich Goethes 250. Geburtstags im Jahr 1999 wurde der Goethe-Garten vom Landschaftsarchitekten Dietmar Bretsch und der Künstlergruppe Odious angelegt, die Finanzierung übernahm die Allianz-Umweltstiftung.

Das Blüten- und Schmetterlingshaus Die zweite Flatterzeit im Blüten- und Schmetterlingshaus beginnt am 3. März und endet am 1. Mai. Das Haus hat täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet, letzter Einlass ist um 18.30 Uhr.

Kontakt für die Medien Anja Prechel, Palmengarten, Telefon 069/212-70460 , E-Mail anja.prechel@stadt-frankfurt.de