Aktiv gegen den Klimawandel: Das Online-Verfahren macht es einfach

Veröffentlicht: Neuigkeiten Ort: Frankfurt

Stadt bezuschusst Begrünung, Regenwassernutzung und Solar mit eigenem Programm

ffm. Wer die Einfahrt neben dem Mehrfamilienhaus in der Gleimstraße im Nordend betritt, sieht Grün, sehr viel Grün. Links an der Hauswand wachsen schlanke Pflanzen empor, rechts an der Grenze zum Nachbargrundstück klettert Grün am Rankgitter hoch. Wo früher graue Platten den Boden versiegelten, wachsen jetzt Rasen, Bäume und kleine Büsche. Das Ende der Einfahrt ist von allen drei Seiten grün bewachsen, in der Mitte steht ein runder Gartentisch mit zwei Stühlen und lädt zum Verweilen ein.

„Das sah ziemlich traurig aus. Alles war versiegelt und das Unkraut kam zwischen den Ritzen hervor“, erinnert sich Giuseppe Vitale an den ehemaligen Parkplatz, als er 2018 mit seinem Partner die Wohnung einschließlich Hofeinfahrt kaufte. An dieser Situation wollten sie etwas ändern. „Wir brauchten keine zwei Parkplätze“, erinnert sich Vitale. Gleichzeitig reifte der Entschluss, das für das Grün nötige Nass in Form von Regenwasser zu sammeln. Deshalb stehen hinter einem Vorhang von Hängepflanzen zwei prall gefüllte 500-Liter-Tanks am Ende der Einfahrt.

Der Umbau der Einfahrt habe mit Unterbrechungen etwa einen Monat gebraucht, berichtet Vitale. Schwierig sei es gewesen, das passende Garten- und Landschaftsbauunternehmen zu finden. Von fünf angeschriebenen Firmen hätten lediglich zwei ein Angebot abgegeben. Die Zusammenarbeit mit dem ausgewählten Unternehmen beschreibt Vitale als „gut“. Gleiches gelte für den Service danach. Die Pflege des Grüns übernehmen Vitale und sein Partner selbst. Das schaffe Entspannung. „Es macht Spaß, ein bisschen danach zu gucken“, sagt Vitale.

Wer in Frankfurt eine vorher versiegelte Fläche, eine Fassade oder ein Dach begrünt, kann aus dem städtischen Programm Klimabonus  einen Zuschuss von bis zu 50 Prozent erhalten, wenn die Antragsvoraussetzungen erfüllt sind. Die Maximalsumme beträgt 50.000 Euro. Gleiches gilt für Regenwasserspeicher und Trinkbrunnen. Seit Beginn des Programms im Jahr 2023 sind 129 Anträge für „grüne“ Projekte – also Begrünung – und etwa 150 Anträge für Wassermanagement im Gesamtwert von 1,7 Millionen Euro bewilligt worden.

Die Stadt rät, mit der Planung von Arbeiten für das kommende Frühjahr jetzt zu beginnen und den Zuschussantrag zu stellen. „Wer sich bereits im Winter kümmert, vermeidet längere Wartezeiten, wenn in der wärmeren Jahreszeit der Ansturm auf die Betriebe einsetzt“, sagt Thomas Sauerbier. Zu den Aufgaben des studierten Garten- und Landschaftsbauingenieurs im städtischen Klimareferat gehört es, Begrünungs- und Regenwasserprojekte fachlich zu beraten.

In der Gleimstraße wurden jedoch nicht alle Arbeiten bezuschusst. Denn zu dem Projekt gehörte auch, einen Teil der Einfahrt als Parkplatz für das gemeinschaftlich genutzte Auto zu erhalten. Hierfür gab es kein Geld von der Stadt, da die Fläche nicht entsiegelt wurde. Anders war das jedoch bei Pflanzen, Hochbeeten, Rankgitter und dem Regensammelsystem. Hier förderte die Stadt Material und Arbeiten. Von dem gesamten Projektvolumen deckten die kommunalen Zuschüsse etwa ein Drittel. Beantragen lässt sich die Förderung im Internet. „Das niedrigschwellige Online-Verfahren macht es einem einfach“, erinnert sich Vitale.

Ähnlich äußert sich Alexandra Zenses, Property-Managerin der IC Immobilien-Gruppe. Die Zusammenarbeit mit dem Klimareferat nennt sie „reibungslos“. Bei Bedarf habe es von dort die nötigen Hilfestellungen gegeben. Das Unternehmen hat den Innenhof eines Bürogebäudes in der Schillerstraße in der Innenstadt begrünen lassen. Die Stadt bezuschusste das Vorhaben mit der Hälfte der Projektsumme.

Früher Tristesse, heute lebendiges Grün

Das quadratische Areal von der Größe eines kleinen Kinderspielplatzes war früher ein trister, gefliester Innenhof mit einem verödeten Wasserspiel. Heute spenden hier Farne, Immergrün, Storchenschnabel und andere Gewächse kräftiges Grün. Hinzu kommen Bäume sowie violett- und weißblühende Pflanzen. Das Unternehmen hatte den Hof nach einer Anregung seiner Mieterinnen und Mieter umbauen lassen, berichtet Zenses.

Ein Vorhaben, das sich positiv auf das Raumklima auswirkte: „Wir bekamen Rückmeldungen, dass es kühler geworden ist“, sagt die Immobilien-Fachfrau. Auch optisch wirke sich die Anpflanzung günstig auf das Arbeitsklima in den Büros aus. „Unsere Mieterschaft schätzt, dass es vielfältig anzusehen ist“, sagt Zenses. Und: „Es hat sich gelohnt, auf jeden Fall.“

Das Vorhaben war aufwendig. Denn der Innenhof befindet sich auf einer Garage, weshalb ein Kran das Material in den ersten Stock hob. Aber dennoch dauerten die Arbeiten nur wenige Tage. Die Belästigungen für die Mieterinnen und Mieter ließen sich so in erträglichem Maß halten. Das lag auch an dem Galabau-Unternehmen. „Das hat sehr gut geklappt. Die Abläufe waren perfekt“, erinnert sich Zenses. Auch hätten die Vorschläge zur Anpflanzung „sehr gut“ gepasst.

Auch Solar gehört zum Förderprogramm

Das städtische Förderprogramm ist fester Bestandteil der kommunalen Klimastrategie. Diese setzt darauf, möglichst viele Menschen in der Stadt einzubinden. „Die Folgen der Klimakrise spüren wir täglich. Mit dem Klimabonus können Bürger:innen und Unternehmen aktiv werden: Jede bepflanzte Fassade, jeder Regenwassertank und jede Solaranlage zählt“, sagt Klima- und Umweltdezernentin Tina Zapf-Rodríguez. „Wer jetzt handelt, schützt unsere Stadt, spart Ressourcen und stärkt das gemeinschaftliche Engagement für eine nachhaltige Zukunft.“

Dabei fördert das Programm nicht nur Anpassungsmaßnahmen in Gärten, an Fassaden und auf Dächern. Auch wer Strom oder Wärme aus Sonnenenergie selbst produzieren will, kann in den Genuss einer 20-prozentigen Förderung kommen. Werden die Kollektoren auf einem Gründach installiert, liegt die Quote bei 30 Prozent, um den höheren Aufwand bei den Arbeiten auszugleichen.

Ludolf Rischmüller ist einer von 3800 Frankfurterinnen und Frankfurtern, die von der städtischen Solarförderung profitieren. Er sitzt in seinem Einfamilienhaus in Preungesheim am Schreibtisch und schaut auf den Bildschirm seines Computers. Dort bewegen sich dicke blaue Pfeile und dünnere rote. Die blauen Pfeile stehen für erzeugten Strom, die roten für den genutzten. „Sie sehen: Wir produzieren deutlich mehr, als wir nutzen“, sagt er. Die nicht verbrauchte Energie fließt in die Batterie in den Keller und steht während sonnenarmer Zeiten zur Verfügung. Der Apparat hat ungefähr die Maße eines Umzugskartons.

„Im Sommer sind wir voll autark“, berichtet Rischmüller. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten komme es darauf an, dass die Anlage nicht zu klein, aber eben auch nicht zu groß sei. Denn den Strom einzuspeisen lohne bei der gegenwärtigen Vergütung nicht, berichtet er von seinen Erfahrungen. Er nutze die Energie, um in sonnenstarken Zeiten den Eigenbedarf zu decken. Auszurechnen, bis wann die Anlage sich abgezahlt hat, ist schwierig, da sich der zukünftige Strompreis nur bedingt voraussagen lässt. Rischmüller hat es trotzdem probiert. Sein Ergebnis: „Bei aller Vorsicht sind das zehn bis zwölf Jahre.“

Zehn Tage hätten die Arbeiten gedauert, berichtet er. Auch Rischmüller lobt die Arbeit des von ihm beauftragten Unternehmens aus der Region: „Die haben bis zehn Uhr abends gearbeitet.“ Er empfiehlt, eine Firma auszuwählen, die das städtische Förderprogramm Klimabonus kenne. „Es ist wichtig, bei der Rechnung Erzeugungsanlage und Speicher zu trennen“, berichtet er aus seinen Erfahrungen. Denn das erspare dem Klimareferat Nachfragen und ermögliche eine schnelle Auszahlung des Zuschusses. Ansonsten sei die Internet-Antragstellung ein „Kinderspiel“.

„Wir bezuschussen innerhalb unserer Richtlinien Solaranlagen auf dem Dach und – wenn sie zusammen installiert werden – Batteriespeicher sowie Wallboxen für Elektromobilität“, sagt Hans-Georg Dannert, Leiter des Klimareferates. Hier förderte die Stadt bisher knapp 1900 Anlagen auf den Dächern, über 2010 Stromspeicher und 515 Lademöglichkeiten für E-Autos. Keine Förderung gibt es mehr für sogenannte Balkonkraftwerke. „Hier sind die Mittel seit Juni nach tausend Anlagen erschöpft. Auch sind diese Anlagen mittlerweile so günstig geworden, dass es keine öffentliche Förderung mehr braucht“, begründet er die Entscheidung.

Wer einen Antrag auf Förderung aus dem Klimabonus-Programm stellen möchte, kann dies nur online unter frankfurt.de/klimabonus  erledigen, wo es auch weitere Informationen zu den Fördermöglichkeiten für Grün, Wasser und Solar gibt. Eine individuelle Beratung dazu bietet das Klimareferat zu seinen Öffnungszeiten in der Insel für Klima und Nachhaltigkeit  an der Hauptwache an.

Dieser Text erscheint als Beitrag des Klimareferates zur Aktionswoche Gebäudegrün  und der Woche der Klimaanpassung , die von Montag, 15., bis Freitag, 19. September, läuft.

Text: Ulf Baier

Fotos Guiseppe Vitale hat aus einem ungenutzten, versiegelten Parkplatz einen grünen Innenhof mit Regenwasserspeicher gemacht, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Holger Menzel 

Wo früher graue Pflastersteine den Boden bedeckten, wächst heute lebendiges Grün, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Holger Menzel 

Farne, Blühpflanzen und Bäume ersetzen den einst tristen, versiegelten Innenhofs des Bürogebäudes, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Holger Menzel 

Der begrünte Innenhof verbessert die Aufenthaltsqualität für die Mieterinnen und Mieter des Bürogebäudes, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Holger Menzel 

Die Photovoltaikanlage macht das Einfamilienhaus von Ludolf Rischmüller im Sommer autark, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Holger Menzel