+++ AKTUALISIERUNG +++ Schulbauten gehörten zu ihren Lieblingsprojekten
Im Interview spricht Sigrid Eichler, scheidende Leiterin des Amt für
Bau und Immobilien, über ihre Zeit bei der Stadt Frankfurt
+++ Aktualisiert wurde die Auflösung der angehängten Fotos +++
ffm. Sigrid Eichler war seit 1998 bei der Stadt Frankfurt am Main beschäftigt. Seit fünf Jahren leitete sie das Amt für Bau und Immobilien (ABI). Eigentlich wäre die 65-Jährige erst im Sommer 2026 in den Ruhestand gegangen, wegen ihrer zahlreichen Überstunden endet aber jetzt schon ihre aktive Dienstzeit. Im Interview spricht die studierte Architektin über die Fusion von Ämtern und die Herausforderung, in einer wachsenden Stadt die passende Infrastruktur zur Verfügung zu stellen.
Frau Eichler, Sie waren 27 Jahre bei der Stadt Frankfurt am Main beschäftigt. Wie hat sich die Stadt Ihrer Meinung nach in den zurückliegenden Jahren entwickelt?
Sigrid Eichler: Frankfurt hat sich sehr positiv entwickelt.
Können Sie das konkretisieren?
Eichler: Ich finde es sehr gut, dass die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit mittlerweile viel stärker in den Blick genommen und diese auch übergeordnet von den Ämtern sowie Dezernaten gemeinsam bearbeitet werden. Als Beispiele fallen mir das Programm „Zukunft Innenstadt“ ein, aber auch der Masterplan Mobilität und das Integrierte Stadtentwicklungskonzept „Frankfurt 2030“. Früher wurden Projekte isolierter betrachtet. Somit ist deutlich spürbar, dass die Stadt durch den übergeordneten Fokus integrierter zusammen plant. Das halte ich für sehr wichtig.
Gibt es denn eine Erinnerung, an die Sie am liebsten zurückdenken?
Eichler: Ich denke gerne zurück an Projekte, die schwierig waren, letztendlich aber doch realisiert werden konnten beziehungsweise können wie etwa aktuell das Kinder- und Jugendtheater im Zoo-Gesellschaftshaus. Darüber wurde in den vergangenen Jahren viel diskutiert; die Bau- und Finanzierungsvorlage wurde dann durch die Stadtverordneten im Mai beschlossen. Auch wenn das Projekt jetzt durch die Museumsbausteine GmbH realisiert werden wird, wurden die Grundlagen durch das ABI gelegt. Das ist ein sehr spannendes Projekt, weil es eben nicht nur den Zoo betrifft, sondern auch die Kultur, Bildung und Theaterentwicklung in Verbindung mit der Sanierung und zeitgemäßen Nutzung von Bestandsgebäuden mit Denkmalschutz.
Das ABI ist ein noch sehr junges Amt. Es wurde erst 2017 gegründet und ist aus dem Hochbauamt, Liegenschaftsamt sowie Teilen des Stadtschulamts entstanden – die größte Verwaltungsreform in der Geschichte der Stadt Frankfurt. Wie hat sich das ABI denn seit Gründung entwickelt?
Eichler: Mit Amtsgründung waren noch nicht alle Schnittstellen zwischen den verschiedenen Fachbereichen vollumfänglich geregelt. Daran wird, über die Hierarchieebenen hinweg, auch heute noch gearbeitet. Darüber hinaus können wir im ABI aber stolz auf unsere Arbeit sein. Wir gehen Herausforderungen pragmatisch und mit viel Sachverstand an. Zumal wir auch mit guten Ergebnissen überzeugen, auch wenn der Weg, wie in vielen Lebenslagen, dabei von einem Auf und Ab geprägt ist und manchmal auch zu lange dauert. Am Ende entstehen qualitätsvolle, moderne und vor allem sinnvoll nutzbare Gebäude und Flächen für die Frankfurter Stadtgesellschaft.
Es war sicherlich nicht einfach, die verschiedenen Amtskulturen zu fusionieren…
Eichler: Nein, das war nicht einfach, und ist es auch immer noch nicht. Mein Vorteil war sicherlich, dass ich selbst aus dem Hochbauamt kam und nicht von extern. Dadurch wurde ich im Amt und in der gesamten Stadtverwaltung anerkannt; insbesondere auch mein Engagement für Architekturqualität. Deshalb kann ich insgesamt betrachtet sagen, dass ich meiner Nachfolgerin oder meinem Nachfolger ein gut aufgestelltes und strukturiertes Amt übergeben kann.
Ist die Verwaltungsreform denn in Ihren Augen mittlerweile abgeschlossen?
Eichler: Die Verwaltungsreform ist auf einem guten Wege, aber längst noch nicht abgeschlossen. Weiterer Reformbedarf besteht vor allem in der personellen und finanziellen Ausgestaltung der Betreiberverantwortung der eigenen Liegenschaften.
War denn die Entscheidung der Stadt, Hochbauamt, Liegenschaftsamt und das Stadtschulamt zusammenzulegen, die richtige?
Eichler: Ja. Durch die Gründung des ABI konnten Entwicklungsprozesse aus den unterschiedlichen Fachbereichen fokussiert zusammengeführt werden. Dadurch gibt es jetzt einen viel besseren, gesamtstädtischen Überblick. Ein gutes Beispiel ist die Gründung der beiden Gymnasien in den Lateral Towers.
Was hat sich dadurch verbessert?
Eichler: Wenn es in der Stadt eine freie Fläche gibt, dann können wir diese gesamtstädtisch strategisch besser analysieren. Wenn diese beispielsweise für eine Schulnutzung nicht geeignet ist, dann wird über das Liegenschaftsmanagement nach weiteren Möglichkeiten der Nutzung gefragt, beispielsweise für eine Kindertagesstätte, einen Betriebshof oder für eine Wohnnutzung. Außerdem können die Architekten und Juristen im Amt jetzt besser gemeinsam ein Projekt entwickeln. So können sie, wie bei der Unterbringung der beiden neuen Gymnasien in den Lateral Towers, parallel den Mietvertrag verhandeln und eine Baubeschreibung mit Architektur füllen. Diese Prozesse sind durch die Fusion der Ämter einfacher zu bewerkstelligen, weil die Wege kürzer sind und die Mitarbeitenden über mehrere Projekte Erfahrungen sammeln können.
In Ihre Amtszeit fallen zahlreiche Großprojekte und Bau-Offensiven. So wurde beispielsweise im vergangenen Jahr die Schulbauoffensive beschlossen, die Sanierung und Bau von Bildungsstätten beschleunigen soll. Gibt es ein Projekt, das Sie als besonders gelungen bezeichnen würden?
Eichler: Dazu fallen mir mehrere Projekte ein, unter anderem die Sanierung und Erweiterung der Schule am Hang. Diese beinhaltet ein sehr innovatives Konzept mit der Idee, vorgefertigte Holzmodule peu à peu in die Schule zu integrieren. Die Bauarbeiten sollten im laufenden Schulbetrieb durchgeführt werden, um auf eine kostenintensive Auslagerung zu verzichten. Die Idee fand ich genial. Die Schulleitung hat sie aber abgelehnt, weil Baulärm den Unterricht stört. Die Schule ist jetzt ausgelagert in einer gut gestalteten Containeranlage, als Forschungsstation im Ried, so dass vor Ort ungestört gebaut werden kann. Wir haben daraus gelernt, dass fast keine Schule mehr im laufenden Betrieb saniert werden kann.
Sie sprachen von mehreren Lieblingsprojekten.
Eichler: Ein weiteres Projekt ist die Grundschule im Schönhofviertel, Deutschlands erste Hybridschule mit Sporthalle, Unterrichtsräumen und Wohnungen unter einem Dach. Außerdem verspricht die energetische Sanierung der Schirn mit einer Fassadenbegrünung sehr innovativ zu werden.
Ihre Amtszeit ist in keine einfache Zeit gefallen: Corona-Pandemie, steigende Baupreise, Inflation, Fachkräftemangel, Ukraine-Krieg, um nur einige Beispiele zu nennen. Wie haben sich all diese Dinge Ihre Arbeit und die Ihrer Mitarbeitenden ausgewirkt?
Eichler: Das städtische Baugeschehen hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Vor allem der Fachkräftemangel ist spürbar geworden. Viele Ausschreibungen zu Vergaben von Handwerkeraufträgen müssen mehrmals veröffentlicht werden, um überhaupt Angebote zu erhalten und dass dann zu anderen Preisen als ursprünglich kalkuliert. Das führt unweigerlich zu Problemen und Verzögerungen bei der Umsetzung von Bauvorhaben.
Gibt es weitere Auswirkungen?
Eichler: Durch die immer komplexer werdende Rechtsprechung der EU ist das gesamte Vergabeverfahren langwieriger und zeitaufwändiger geworden. Immerhin können einige Prozesse mittlerweile zunehmend digital abgewickelt werden, wie zum Beispiel in der Rechnungsbearbeitung oder im parlamentarischen Schriftverkehr. Da sind wir auf einem guten Weg.
Wie leitet man denn so ein riesiges Amt mit gut 750 Mitarbeitenden?
Eichler: Mit vielen Routinen und Besprechungen über den ganzen Tag; fast immer in Präsenz. Deshalb habe ich auch mehr als ein Jahr Überstunden angesammelt, die ich jetzt bis zu meinem offiziellen Ausscheiden aus dem Amt am 31. Juli 2026 abbaue.
Und wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Eichler: Das ist alles eine Frage der Kommunikation. Früher dachte ich, dass ich gar nicht so kommunikativ bin, habe das aber während meiner Tätigkeit gelernt. Ansonsten bin ich eine Team-Playerin und konnte mich auf mein Führungsteam sowie meine Mitarbeitenden verlassen.
Was geben Sie Ihrer Nachfolgerin oder Ihrem Nachfolger mit auf den Weg?
Eichler: Man muss für diese Aufgabe offen und neugierig sein, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ernst nehmen und ihre Fachkenntnisse anerkennen. Das ist wichtig.
Was haben Sie sich für Ihre Zeit nach dem aktiven Dienst vorgenommen?
Eichler: In den vergangenen Jahren ist das private Leben zu kurz gekommen. Deshalb möchte ich jetzt wieder mehr meinen Hobbies nachgehen: Radfahren, Schwimmen, Aquarellmalen, Zeichnen, Klavier und Klarinette spielen. Außerdem möchte ich reisen. Das nächste Ziel steht auch schon fest. Im Herbst fliegen mein Mann und ich nach Jordanien, unter anderem in die Wüstenstadt Petra.
Interview: Julia Lorenz
Fotos Sigrid Eichler leitete fünf Jahre das ABI, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Martin Leissl
Sigrid Eichler in ihrem Büro, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Martin Leissl
Porträt Sigrid Eichler, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Martin Leissl
+++ Aktualisiert wurde die Auflösung der angehängten Fotos +++
ffm. Sigrid Eichler war seit 1998 bei der Stadt Frankfurt am Main beschäftigt. Seit fünf Jahren leitete sie das Amt für Bau und Immobilien (ABI). Eigentlich wäre die 65-Jährige erst im Sommer 2026 in den Ruhestand gegangen, wegen ihrer zahlreichen Überstunden endet aber jetzt schon ihre aktive Dienstzeit. Im Interview spricht die studierte Architektin über die Fusion von Ämtern und die Herausforderung, in einer wachsenden Stadt die passende Infrastruktur zur Verfügung zu stellen.
Frau Eichler, Sie waren 27 Jahre bei der Stadt Frankfurt am Main beschäftigt. Wie hat sich die Stadt Ihrer Meinung nach in den zurückliegenden Jahren entwickelt?
Sigrid Eichler: Frankfurt hat sich sehr positiv entwickelt.
Können Sie das konkretisieren?
Eichler: Ich finde es sehr gut, dass die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit mittlerweile viel stärker in den Blick genommen und diese auch übergeordnet von den Ämtern sowie Dezernaten gemeinsam bearbeitet werden. Als Beispiele fallen mir das Programm „Zukunft Innenstadt“ ein, aber auch der Masterplan Mobilität und das Integrierte Stadtentwicklungskonzept „Frankfurt 2030“. Früher wurden Projekte isolierter betrachtet. Somit ist deutlich spürbar, dass die Stadt durch den übergeordneten Fokus integrierter zusammen plant. Das halte ich für sehr wichtig.
Gibt es denn eine Erinnerung, an die Sie am liebsten zurückdenken?
Eichler: Ich denke gerne zurück an Projekte, die schwierig waren, letztendlich aber doch realisiert werden konnten beziehungsweise können wie etwa aktuell das Kinder- und Jugendtheater im Zoo-Gesellschaftshaus. Darüber wurde in den vergangenen Jahren viel diskutiert; die Bau- und Finanzierungsvorlage wurde dann durch die Stadtverordneten im Mai beschlossen. Auch wenn das Projekt jetzt durch die Museumsbausteine GmbH realisiert werden wird, wurden die Grundlagen durch das ABI gelegt. Das ist ein sehr spannendes Projekt, weil es eben nicht nur den Zoo betrifft, sondern auch die Kultur, Bildung und Theaterentwicklung in Verbindung mit der Sanierung und zeitgemäßen Nutzung von Bestandsgebäuden mit Denkmalschutz.
Das ABI ist ein noch sehr junges Amt. Es wurde erst 2017 gegründet und ist aus dem Hochbauamt, Liegenschaftsamt sowie Teilen des Stadtschulamts entstanden – die größte Verwaltungsreform in der Geschichte der Stadt Frankfurt. Wie hat sich das ABI denn seit Gründung entwickelt?
Eichler: Mit Amtsgründung waren noch nicht alle Schnittstellen zwischen den verschiedenen Fachbereichen vollumfänglich geregelt. Daran wird, über die Hierarchieebenen hinweg, auch heute noch gearbeitet. Darüber hinaus können wir im ABI aber stolz auf unsere Arbeit sein. Wir gehen Herausforderungen pragmatisch und mit viel Sachverstand an. Zumal wir auch mit guten Ergebnissen überzeugen, auch wenn der Weg, wie in vielen Lebenslagen, dabei von einem Auf und Ab geprägt ist und manchmal auch zu lange dauert. Am Ende entstehen qualitätsvolle, moderne und vor allem sinnvoll nutzbare Gebäude und Flächen für die Frankfurter Stadtgesellschaft.
Es war sicherlich nicht einfach, die verschiedenen Amtskulturen zu fusionieren…
Eichler: Nein, das war nicht einfach, und ist es auch immer noch nicht. Mein Vorteil war sicherlich, dass ich selbst aus dem Hochbauamt kam und nicht von extern. Dadurch wurde ich im Amt und in der gesamten Stadtverwaltung anerkannt; insbesondere auch mein Engagement für Architekturqualität. Deshalb kann ich insgesamt betrachtet sagen, dass ich meiner Nachfolgerin oder meinem Nachfolger ein gut aufgestelltes und strukturiertes Amt übergeben kann.
Ist die Verwaltungsreform denn in Ihren Augen mittlerweile abgeschlossen?
Eichler: Die Verwaltungsreform ist auf einem guten Wege, aber längst noch nicht abgeschlossen. Weiterer Reformbedarf besteht vor allem in der personellen und finanziellen Ausgestaltung der Betreiberverantwortung der eigenen Liegenschaften.
War denn die Entscheidung der Stadt, Hochbauamt, Liegenschaftsamt und das Stadtschulamt zusammenzulegen, die richtige?
Eichler: Ja. Durch die Gründung des ABI konnten Entwicklungsprozesse aus den unterschiedlichen Fachbereichen fokussiert zusammengeführt werden. Dadurch gibt es jetzt einen viel besseren, gesamtstädtischen Überblick. Ein gutes Beispiel ist die Gründung der beiden Gymnasien in den Lateral Towers.
Was hat sich dadurch verbessert?
Eichler: Wenn es in der Stadt eine freie Fläche gibt, dann können wir diese gesamtstädtisch strategisch besser analysieren. Wenn diese beispielsweise für eine Schulnutzung nicht geeignet ist, dann wird über das Liegenschaftsmanagement nach weiteren Möglichkeiten der Nutzung gefragt, beispielsweise für eine Kindertagesstätte, einen Betriebshof oder für eine Wohnnutzung. Außerdem können die Architekten und Juristen im Amt jetzt besser gemeinsam ein Projekt entwickeln. So können sie, wie bei der Unterbringung der beiden neuen Gymnasien in den Lateral Towers, parallel den Mietvertrag verhandeln und eine Baubeschreibung mit Architektur füllen. Diese Prozesse sind durch die Fusion der Ämter einfacher zu bewerkstelligen, weil die Wege kürzer sind und die Mitarbeitenden über mehrere Projekte Erfahrungen sammeln können.
In Ihre Amtszeit fallen zahlreiche Großprojekte und Bau-Offensiven. So wurde beispielsweise im vergangenen Jahr die Schulbauoffensive beschlossen, die Sanierung und Bau von Bildungsstätten beschleunigen soll. Gibt es ein Projekt, das Sie als besonders gelungen bezeichnen würden?
Eichler: Dazu fallen mir mehrere Projekte ein, unter anderem die Sanierung und Erweiterung der Schule am Hang. Diese beinhaltet ein sehr innovatives Konzept mit der Idee, vorgefertigte Holzmodule peu à peu in die Schule zu integrieren. Die Bauarbeiten sollten im laufenden Schulbetrieb durchgeführt werden, um auf eine kostenintensive Auslagerung zu verzichten. Die Idee fand ich genial. Die Schulleitung hat sie aber abgelehnt, weil Baulärm den Unterricht stört. Die Schule ist jetzt ausgelagert in einer gut gestalteten Containeranlage, als Forschungsstation im Ried, so dass vor Ort ungestört gebaut werden kann. Wir haben daraus gelernt, dass fast keine Schule mehr im laufenden Betrieb saniert werden kann.
Sie sprachen von mehreren Lieblingsprojekten.
Eichler: Ein weiteres Projekt ist die Grundschule im Schönhofviertel, Deutschlands erste Hybridschule mit Sporthalle, Unterrichtsräumen und Wohnungen unter einem Dach. Außerdem verspricht die energetische Sanierung der Schirn mit einer Fassadenbegrünung sehr innovativ zu werden.
Ihre Amtszeit ist in keine einfache Zeit gefallen: Corona-Pandemie, steigende Baupreise, Inflation, Fachkräftemangel, Ukraine-Krieg, um nur einige Beispiele zu nennen. Wie haben sich all diese Dinge Ihre Arbeit und die Ihrer Mitarbeitenden ausgewirkt?
Eichler: Das städtische Baugeschehen hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Vor allem der Fachkräftemangel ist spürbar geworden. Viele Ausschreibungen zu Vergaben von Handwerkeraufträgen müssen mehrmals veröffentlicht werden, um überhaupt Angebote zu erhalten und dass dann zu anderen Preisen als ursprünglich kalkuliert. Das führt unweigerlich zu Problemen und Verzögerungen bei der Umsetzung von Bauvorhaben.
Gibt es weitere Auswirkungen?
Eichler: Durch die immer komplexer werdende Rechtsprechung der EU ist das gesamte Vergabeverfahren langwieriger und zeitaufwändiger geworden. Immerhin können einige Prozesse mittlerweile zunehmend digital abgewickelt werden, wie zum Beispiel in der Rechnungsbearbeitung oder im parlamentarischen Schriftverkehr. Da sind wir auf einem guten Weg.
Wie leitet man denn so ein riesiges Amt mit gut 750 Mitarbeitenden?
Eichler: Mit vielen Routinen und Besprechungen über den ganzen Tag; fast immer in Präsenz. Deshalb habe ich auch mehr als ein Jahr Überstunden angesammelt, die ich jetzt bis zu meinem offiziellen Ausscheiden aus dem Amt am 31. Juli 2026 abbaue.
Und wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Eichler: Das ist alles eine Frage der Kommunikation. Früher dachte ich, dass ich gar nicht so kommunikativ bin, habe das aber während meiner Tätigkeit gelernt. Ansonsten bin ich eine Team-Playerin und konnte mich auf mein Führungsteam sowie meine Mitarbeitenden verlassen.
Was geben Sie Ihrer Nachfolgerin oder Ihrem Nachfolger mit auf den Weg?
Eichler: Man muss für diese Aufgabe offen und neugierig sein, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ernst nehmen und ihre Fachkenntnisse anerkennen. Das ist wichtig.
Was haben Sie sich für Ihre Zeit nach dem aktiven Dienst vorgenommen?
Eichler: In den vergangenen Jahren ist das private Leben zu kurz gekommen. Deshalb möchte ich jetzt wieder mehr meinen Hobbies nachgehen: Radfahren, Schwimmen, Aquarellmalen, Zeichnen, Klavier und Klarinette spielen. Außerdem möchte ich reisen. Das nächste Ziel steht auch schon fest. Im Herbst fliegen mein Mann und ich nach Jordanien, unter anderem in die Wüstenstadt Petra.
Interview: Julia Lorenz
Fotos Sigrid Eichler leitete fünf Jahre das ABI, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Martin Leissl
Sigrid Eichler in ihrem Büro, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Martin Leissl
Porträt Sigrid Eichler, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Martin Leissl