Mit dem Stadtkämmerer durch die Dreikönigskirche
Auftakt der Dotationskirchenrundgänge in Sachsenhausen
ffm. Der Start der Kirchenrundgänge von Kämmerer Bastian Bergerhoff fand am Donnerstag, 2. Oktober, in der Dreikönigskirche statt – der einzigen Dotationskirche, die außerhalb der alten Stadtmauern liegt, genauer gesagt am Sachsenhäuser Mainufer. „Die Dreikönigskirche ist auch eine Dotationskirche, die in der jetzigen Form erst viele Jahre nach der Dotationsverpflichtung aus dem Jahr 1830 später gebaut wurde“, erläuterte der Stadtkämmerer interessierten Bürgerinnen und Bürgern. „Sie ist die Nachfolgekirche der Spitalkapelle von 1340. Ursprünglich für das Hospital der Deutschordensritter errichtet, wurde sie Anfang des 19. Jahrhunderts baufällig. Erst zwischen 1875 bis 1880 entstand der neugotische Bau wie wir ihn heute kennen als städtebauliches Pendant zum Dom auf der anderen Mainseite.“
Ausführlich ging Bergerhoff auf die Dotationsverpflichtung ein, die auch in seine Zuständigkeit als Stadtkämmerer fällt. „Die Stadt Frankfurt am Main sorgt seit beinahe 200 Jahren dafür, acht zentrale Innenstadtkirchen in gutem Zustand zu erhalten. Doch das waren nicht immer die gleichen Kirchen“, erläuterte Bergerhoff. „Ursprünglich vorgesehen waren es mit Barfüßerkirche, St. Katharinen, St. Peter, Weißfrauenkirche, Dreikönigskirche und Heiliggeistkirche sechs evangelisch-lutherische sowie mit St. Bartholomäus, Liebfrauenkirche und St. Leonhard drei katholische Gotteshäuser. Im Laufe der Zeit hat es aber immer wieder Veränderungen gegeben.“
So wurde 1833 statt der Barfüßerkirche die neu errichtete Paulskirche aufgenommen, 1840 die Heiliggeistkirche durch die Alte Nikolaikirche ersetzt. Die baufällige Dreikönigskirche und die St. Peterskirche wurden Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen und neu gebaut. 1953 wurden die Paulskirche und die abgerissene Weißfrauenkirche gegen das Dominikanerkloster und die Dominikanerkirche (heute Heiliggeistkirche) getauscht. Somit umfasst die Liste heute St. Bartholomäus-Dom, Liebfrauenkirche und St. Leonhardskirche, St. Katharinenkirche, St. Peterskirche, Dreikönigskirche, Heiliggeistkirche und Alte Nikolaikirche sowie das Dominikanerkloster. Alle Kirchen sind im Eigentum der Stadt und wurden den Kirchengemeinden „für deren Cultus zum immerwährenden und alleinigen Gebrauch“ übertragen. Die Stadt muss die „Kirchengebäude und Zugehörungen, wie die Orgeln und dergleichen, fortwährend in gutem Zustande“ erhalten.
Den Hintergrund bilden Reformation und Säkularisierung, durch die die Stadt Frankfurt in den Besitz zahlreicher kirchlicher Immobilien und Kunstschätze kam. Am 2. Februar 1830 erließ die Stadt die „Urkunde, die Dotation für den evangelisch-lutherischen Religionskultus dahier betreffend sowie die Urkunde, die Dotation für das Kirchen- und Schulwesen der hiesigen katholischen Gemeinde betreffend“. Darin wurden den Kirchen unter anderem auch Pfarrhäuser und Bedienstetenwohnungen sowie Besoldungen für Pfarrer und sogenannte „niedere Kirchenofficianten“ wie Glöckner oder Organisten zugestanden. Außerdem wurden vier katholische und vier evangelische Schulen von Steuerlasten befreit sowie beispielsweise Holzlieferungen und Geld zugesagt, etwa für Kommunionwein und Hostien oder fürs Orgelstimmen. Nach und nach wurden diese Vereinbarungen verändert und weitgehend aufgehoben. Aus der Dreikönigsgemeinde lieferten anschließend Jörg Tietze, Vorsitzender des Kirchenvorstandes, Wolfgang Voigt, Mitglied des Bauausschusses, und Waltraut Hofmann aus dem Kirchenvorstand sowie Peter Hofmann aus der Gemeinde umfangreiche Informationen über die historischen Schätze der Kirche. Denn die Dreikönigskirche wurde im Zweiten Weltkrieg nur geringfügig beschädigt, weshalb sich der Innenraum mit Ausnahme der Fenster und der Orgel noch weitgehend im Originalzustand befindet. Besonders sehenswert sind die Glasfenster von Charles Crodel von 1956, der Dreikönigsbrunnen vor der Kirche, die große, denkmalgeschützte Schuke-Orgel sowie die Opferstocktafel des „Allgemeinen Almosenkastens“ aus dem 16. Jahrhundert. Eine Vitrine unter der Nordempore zeigt neben einer Bibel, Abendmahlskannen und Taufgeschirr aus dem 17. und 18. Jahrhundert unter anderem auch ein Tuch, auf dem die Namen ermordeter Gemeindemitglieder jüdischer Herkunft eingestickt sind. Lidija Esch vom Kassen- und Steueramt informierte außerdem über anstehende und kürzlich abgeschlossene bauliche Veränderungen an der Kirche.
Mit den vier öffentlichen Kirchenrundgänge möchte Stadtkämmerer Bergerhoff die Geschichte der Dotationskirchen und die Bedeutung dieser besonderen Gotteshäuser für die Stadtgesellschaft in der Öffentlichkeit erlebbar machen. Dabei wirken auch Mitglieder der jeweiligen Kirchengemeinden mit. Als nächstes findet am Montag, 6. Oktober, der Ortstermin im Kaiserdom St. Bartholomäus und eine Woche später der Ortstermin in der Alten Nikolaikirche am Montag, 13. Oktober, statt. Die St. Leonhardskirche steht voraussichtlich am 8. Dezember auf dem Programm. Die Führungen dauern etwa 60 bis 90 Minuten, um eine kurze Anmeldung per E-Mail an DezernatVI@stadt-frankfurt.de
wird gebeten.
Fotos
Von links: Wolfgang Voigt vom Bauausschuss, Pfarrer Thomas Reitz, Jörg Tietze, Vorsitzender des Kirchenvorstands, Waltraut Hofmann vom Kirchenvorstand, Peter Hofmann von der Kirchengemeinde, Lidija Esch vom Kassen- und Steueramt und Stadtkämmerer Bastian Bergerhoff, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Maik Reuß
Stadtkämmerer Bastian Bergerhoff informiert über die Dotationsverpflichtung in der Dreikönigskirche, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Maik Reuß
ffm. Der Start der Kirchenrundgänge von Kämmerer Bastian Bergerhoff fand am Donnerstag, 2. Oktober, in der Dreikönigskirche statt – der einzigen Dotationskirche, die außerhalb der alten Stadtmauern liegt, genauer gesagt am Sachsenhäuser Mainufer. „Die Dreikönigskirche ist auch eine Dotationskirche, die in der jetzigen Form erst viele Jahre nach der Dotationsverpflichtung aus dem Jahr 1830 später gebaut wurde“, erläuterte der Stadtkämmerer interessierten Bürgerinnen und Bürgern. „Sie ist die Nachfolgekirche der Spitalkapelle von 1340. Ursprünglich für das Hospital der Deutschordensritter errichtet, wurde sie Anfang des 19. Jahrhunderts baufällig. Erst zwischen 1875 bis 1880 entstand der neugotische Bau wie wir ihn heute kennen als städtebauliches Pendant zum Dom auf der anderen Mainseite.“
Ausführlich ging Bergerhoff auf die Dotationsverpflichtung ein, die auch in seine Zuständigkeit als Stadtkämmerer fällt. „Die Stadt Frankfurt am Main sorgt seit beinahe 200 Jahren dafür, acht zentrale Innenstadtkirchen in gutem Zustand zu erhalten. Doch das waren nicht immer die gleichen Kirchen“, erläuterte Bergerhoff. „Ursprünglich vorgesehen waren es mit Barfüßerkirche, St. Katharinen, St. Peter, Weißfrauenkirche, Dreikönigskirche und Heiliggeistkirche sechs evangelisch-lutherische sowie mit St. Bartholomäus, Liebfrauenkirche und St. Leonhard drei katholische Gotteshäuser. Im Laufe der Zeit hat es aber immer wieder Veränderungen gegeben.“
So wurde 1833 statt der Barfüßerkirche die neu errichtete Paulskirche aufgenommen, 1840 die Heiliggeistkirche durch die Alte Nikolaikirche ersetzt. Die baufällige Dreikönigskirche und die St. Peterskirche wurden Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen und neu gebaut. 1953 wurden die Paulskirche und die abgerissene Weißfrauenkirche gegen das Dominikanerkloster und die Dominikanerkirche (heute Heiliggeistkirche) getauscht. Somit umfasst die Liste heute St. Bartholomäus-Dom, Liebfrauenkirche und St. Leonhardskirche, St. Katharinenkirche, St. Peterskirche, Dreikönigskirche, Heiliggeistkirche und Alte Nikolaikirche sowie das Dominikanerkloster. Alle Kirchen sind im Eigentum der Stadt und wurden den Kirchengemeinden „für deren Cultus zum immerwährenden und alleinigen Gebrauch“ übertragen. Die Stadt muss die „Kirchengebäude und Zugehörungen, wie die Orgeln und dergleichen, fortwährend in gutem Zustande“ erhalten.
Den Hintergrund bilden Reformation und Säkularisierung, durch die die Stadt Frankfurt in den Besitz zahlreicher kirchlicher Immobilien und Kunstschätze kam. Am 2. Februar 1830 erließ die Stadt die „Urkunde, die Dotation für den evangelisch-lutherischen Religionskultus dahier betreffend sowie die Urkunde, die Dotation für das Kirchen- und Schulwesen der hiesigen katholischen Gemeinde betreffend“. Darin wurden den Kirchen unter anderem auch Pfarrhäuser und Bedienstetenwohnungen sowie Besoldungen für Pfarrer und sogenannte „niedere Kirchenofficianten“ wie Glöckner oder Organisten zugestanden. Außerdem wurden vier katholische und vier evangelische Schulen von Steuerlasten befreit sowie beispielsweise Holzlieferungen und Geld zugesagt, etwa für Kommunionwein und Hostien oder fürs Orgelstimmen. Nach und nach wurden diese Vereinbarungen verändert und weitgehend aufgehoben. Aus der Dreikönigsgemeinde lieferten anschließend Jörg Tietze, Vorsitzender des Kirchenvorstandes, Wolfgang Voigt, Mitglied des Bauausschusses, und Waltraut Hofmann aus dem Kirchenvorstand sowie Peter Hofmann aus der Gemeinde umfangreiche Informationen über die historischen Schätze der Kirche. Denn die Dreikönigskirche wurde im Zweiten Weltkrieg nur geringfügig beschädigt, weshalb sich der Innenraum mit Ausnahme der Fenster und der Orgel noch weitgehend im Originalzustand befindet. Besonders sehenswert sind die Glasfenster von Charles Crodel von 1956, der Dreikönigsbrunnen vor der Kirche, die große, denkmalgeschützte Schuke-Orgel sowie die Opferstocktafel des „Allgemeinen Almosenkastens“ aus dem 16. Jahrhundert. Eine Vitrine unter der Nordempore zeigt neben einer Bibel, Abendmahlskannen und Taufgeschirr aus dem 17. und 18. Jahrhundert unter anderem auch ein Tuch, auf dem die Namen ermordeter Gemeindemitglieder jüdischer Herkunft eingestickt sind. Lidija Esch vom Kassen- und Steueramt informierte außerdem über anstehende und kürzlich abgeschlossene bauliche Veränderungen an der Kirche.
Mit den vier öffentlichen Kirchenrundgänge möchte Stadtkämmerer Bergerhoff die Geschichte der Dotationskirchen und die Bedeutung dieser besonderen Gotteshäuser für die Stadtgesellschaft in der Öffentlichkeit erlebbar machen. Dabei wirken auch Mitglieder der jeweiligen Kirchengemeinden mit. Als nächstes findet am Montag, 6. Oktober, der Ortstermin im Kaiserdom St. Bartholomäus und eine Woche später der Ortstermin in der Alten Nikolaikirche am Montag, 13. Oktober, statt. Die St. Leonhardskirche steht voraussichtlich am 8. Dezember auf dem Programm. Die Führungen dauern etwa 60 bis 90 Minuten, um eine kurze Anmeldung per E-Mail an DezernatVI@stadt-frankfurt.de
Fotos
Von links: Wolfgang Voigt vom Bauausschuss, Pfarrer Thomas Reitz, Jörg Tietze, Vorsitzender des Kirchenvorstands, Waltraut Hofmann vom Kirchenvorstand, Peter Hofmann von der Kirchengemeinde, Lidija Esch vom Kassen- und Steueramt und Stadtkämmerer Bastian Bergerhoff, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Maik Reuß
Stadtkämmerer Bastian Bergerhoff informiert über die Dotationsverpflichtung in der Dreikönigskirche, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Maik Reuß