Objekt der Woche 223: Kassenhäuschen am Herbert-Dröse-Stadion
Hanau. Noch bis Sonntag dauert es, ehe der neue Fußball-Europameister feststeht. Bis dahin werden in den großen deutschen Stadien hoffentlich weiterhin so friedliche und nationenverbindende Feste gefeiert. Auch in Hanau haben wir ein Fußballstadion, auch wenn es nicht die Massen an Menschen fasst wie andernorts. Die Rede ist vom Herbert-Dröse-Stadion, der größten Außensportanlage der Stadt nahe Wilhelmsbad, die 1951 eingeweiht wurde.
Vor dem Zweiten Weltkrieg war das Gelände bereits Sport- und Reitplatz. Die US-Army richtete dort nach 1945 einen "Motor Pool", einen Benzinbunker in betonierten Gruben, ein. Ein Grund, warum zur Errichtung der Sportanlage 106.000 DM sogenannter "Besatzungskostenmittel" neben 35.000 DM Eigenmitteln der Stadt und 3.000 DM Toto-Gelder flossen. Die Anlage war so zeitgemäß hergerichtet, dass sie 1952 Teil des Deutschen Turntages in Hanau war. Auf der überdachten Haupttribüne finden 1.000 Menschen, um den Naturrasenplatz plus weitläufiger Leichtathletikanlage rund 16.000 Menschen Platz.
Von 1951 bis 1999 diente das Stadion als Austragungsort der Heimspiele des FC Hanau 1893 e.V., des ältesten hessischen Fußballvereins und Mitgründer des Deutschen Fußballverbandes. Bekannt wurde es auch als Spielstätte des American Football mit Hanau Hawks und Hanau Hornets, zudem des SC 1960 Hanau e.V. Der am 23. März 1893 gegründete FC Hanau ´93 spielte zuerst auf dem Exerzierplatz im Lamboy, zog bis 1927 an die Schöne Aussicht am Salisberg in Kesselstadt, um bis zum Kriegsende an der Aschaffenburger Straße dem Ball hinterherzulaufen und dann auf dem Dunlop-Gelände zu trainieren. Der Sportplatz in Wolfgang wurde von der US-Army weitergenutzt, bis dort Wohngebäude für Soldaten und ihre Familien errichtet wurden – deshalb heißt das Areal dort noch Sportsfield Housing. Das Vereinsgelände der 93er befindet sich heute an der Kastanienallee.
Die beiden schlicht-funktionalen Kassenhäuschen mit Glasaufbauten sind schöne Belege der 1950er Jahre-Architektur, der Ersten Nachkriegsmoderne. Verantwortlich für die "Ertüchtigungs- und Sportstätte" zeichneten Stadtbaurat Herbert Göhlert, Bauinspektor Kurt Waas vom Tiefbauamt und Sportamtsleiter Jupp Sütter. Der Stadion-Namensgeber Herbert Dröse (1908-1979) amtierte von 1962 bis 1971 als Hanauer Oberbürgermeister.
Hintergrund:
In der Corona-Pandemie fing es an: als die Museen geschlossen waren, überlegte sich Martin Hoppe, Fachbereichsleiter Kultur, Stadtidentität und Internationale Beziehungen wie "Hanauer Pretiosen" an die Menschen vermittelt werden können. So begann er im Netz auf www.museen-hanau.de eine Reihe, die seitdem jeden Montag eine Hanauer Besonderheit in Text und Bild vorstellt. Inzwischen sind mehr als vier Jahre vergangen und das 223. "Objekt der Woche" erblickt die virtuelle Welt.
Die virtuelle Sammlung findet sich auf https://www.museen-hanau.de/digital/objekt-der-woche