Vorbereitende Arbeiten für die Baumaßnahme Gedenkort Deportationsrampe angelaufen

Veröffentlicht: Neuigkeiten Ort: Mainz

Das Areal gehört heute dem Eisenbahnverkehrsunternehmen vlexx GmbH, die der Stadt das Gelände des geplanten Gedenkortes dankenswerterweise zur Verfügung stellen wird. Die Landeshauptstadt Mainz ist der vlexx GmbH zu großem Dank verpflichtet, da so die Errichtung des Gedenkorts überhaupt erst möglich wird.

Bevor die baulichen Arbeiten zum Gedenkort beginnen können, lässt das Unternehmen vlexx GmbH derzeit notwendige Bodenarbeiten durch ein Bauunternehmen durchführen. Sobald die von der vlexx GmbH beauftragten Arbeiten abgeschlossen (Juni 2024) und die derzeit stattfindende Ausführungsplanung und die Vergabe der Bauleistungen erfolgt sind, werden die Bautätigkeiten durch die Stadt Mainz für den Gedenkort beginnen. In Kürze wird ein Bauzaun-Banner über das Projekt und den Entwurf des Gedenkortes vor Ort informieren. Bau- und Kulturdezernentin Marianne Grosse sagt: „Der geplante Gedenkort rückt ein Stück Mainzer Geschichte in den Mittelpunkt, der niemals in Vergessenheit geraten darf: die Gräueltaten der Nationalsozialisten, zu denen auch die massenhaften Deportationen gehören, die von diesem Ort ausgingen. Das war nur möglich, weil die gesamte Stadt mitgemacht, weggeschaut oder geschwiegen hat. Der Gedenkort soll an die hier verübten grauenhaften Verbrechen erinnern und für heute und die Zukunft wachsam machen. Deshalb bin ich außerordentlich dankbar, dass vlexx dieses wichtige Projekt uneingeschränkt und engagiert unterstützt, das sonst so nicht möglich gewesen wäre.“

Hintergrund Auf dem Gelände der jetzigen vlexx GmbH nördlich der Goetheunterführung, gegenüber des UNESCO-Welterbes Jüdischer Friedhof, wurden bei Bauarbeiten Reste einer historischen Verladerampe des Mainzer Güterbahnhofs sichergestellt. Ab dem Jahr 1942 waren von dort Menschen mit jüdischen Wurzeln aus Mainz und der Region in Vernichtungslager deportiert worden. Bereits am 16. Mai 1940 hatten die Nationalsozialisten die etwa 100 in Mainz lebenden Sinti in das besetzte Polen verschleppt. Ob der hierfür eingesetzte Sonderzug vom Hauptbahnhof oder ebenfalls vom Güterbahnhof aus abgefertigt wurde, ist nicht überliefert. Historisch belegt ist jedoch, dass die nachfolgenden Deportationen vom Güterbahnhof aus erfolgten. Auf die erste Massendeportation am 20. März 1942 von 470 Personen folgten Ende September zwei weitere: Am 27. September brachte man 453 zumeist ältere Menschen in das Lager Theresienstadt, am 30. September 1942 dann nochmals 883 hessische Jüdinnen und Juden, darunter 178 aus Mainz, wohl direkt in das Vernichtungslager Treblinka, wo sie gleich nach ihrer Ankunft ermordet wurden. Am 10. Februar 1943 und zu Beginn des Jahres 1944 wurden weitere kleinere Gruppen aus Mainz nach Theresienstadt verschleppt. Bis Kriegsende waren mit 1131 Menschen fast alle Mainzer Jüd:innen, die nicht hatten emigrieren können, deportiert.

Um einen würdigen Ort zum Gedenken zu gestalten, führte das Stadtplanungsamt im Jahre 2017 einen Ideenwettbewerb mit Realisierungsabsicht durch. Die Ergebnisse nahm der zuständige Bau- und Sanierungsausschuss am 14.06.2017 zur Kenntnis, seither wurde regelmäßig über den Fortgang des Projektes berichtet. Ziel des Wettbewerbs war die Erarbeitung eines künstlerischen und landschaftsplanerischen Konzeptes für einen Gedenkort, der an die Entrechtung und Vertreibung von Mainzer Bürger:innen durch Mainzer Bürger:innen während des Zweiten Weltkrieges erinnern soll. Den ersten Preis des Wettbewerbs erlangte der Entwurf von A.S.W Atelier . Schmelzer . Weber aus Dresden und Prof. Andreas Theurer aus Berlin.

Der Entwurf Der Gedenkort lädt zufällig vorbeikommende Menschen ebenso ein wie bewusst an dem Gedenkort interessierte Besucher:innen. Der Platz öffnet sich in seiner gesamten Breite der südlichen Hauptverkehrsachse, grenzt sich dabei aber deutlich von der nördlichen Industrieanlage ab. Der neu geschaffene Platz zeichnet sich im städtebaulichen Kontext durch architektonische Sachlichkeit aus. Der Entwurf verzichtet auf eine große Geste und versucht stattdessen, die Bürger:innen partizipativ in die Gestaltung einzubeziehen. Erst beim Betreten des Platzes entfaltet sich die suggestive Wirkung der Perspektive.

Abbildungen Maßnahmen Bodenaustausch © Landeshauptstadt Mainz Entwurf Wettbewerb Gedenkort Deportationsrampe © A.S.W Atelier . Schmelzer . Weber und Prof. Andreas Theurer