Wetterfeste Schulklasse keltert klimafreundlichen Apfelsaft im GrünGürtel

Veröffentlicht: Neuigkeiten Ort: Frankfurt

ffm. „So viel Regen, da haben wir ja Apfelssaftschorle gekeltert“, ruft es aus der Kindergruppe auf der Streuobstwiese. Nach zwei Stunden Kelterprojekt bei herbstlichem Regenwetter rinnt der orangegoldene „Süße“ endlich in die Becher, vielleicht etwas verdünnt durch Regenwasser. Es folgt ein gemeinsames „Prost“, kurze Stille und dann ein kollektives „Hmmmm“. Den 20 Kindern der Klasse 4a der Kerschensteinerschule schmeckt ihr selbst gepresster, 100-prozentig klimafreundlicher Apfelsaft. Beim Unterricht am Lernort im GrünGürtel haben sie die Äpfel selbst aufgesammelt, gewaschen, geschnitten, gehäckselt und gekeltert. Mit Muskelkraft, ohne Maschineneinsatz und ohne Verbrauch fossiler Energie. Nun genießen die Kinder ihren klimafreundlichen Süßen, beschirmt vom Pavillon des Stadtschulamtes, das dieses Bildungsangebot des Vereins Umweltlernen in Frankfurt trägt.

Die Klasse mit ihrer Lehrerin Marie Beyer war schon im Frühjahr mit Umweltlernen in Frankfurt auf dem Heiligenstock und hat Bäume, Blüten und Bienen entdeckt. Im Sommer drehte sich das Programm rund um die vielfältige Tierwelt der Streuobstwiesen. Nun sind die Früchte Unterrichtsthema beim Draußenlernen – und die Frage, was unsere Ernährung mit dem Klima zu tun hat.

Die Klasse geht vielfältigen Fragen nach: Wie lebt der Apfelwickler? Was bedeutet Nachhaltigkeit beim Apfelsaft? Wie viele Apfelsorten gibt es eigentlich? Warum trinken Vegetarierinnen und Vegetarier eher naturtrüben Saft? Was macht unseren selbst gepressten Süßen besonders klimafreundlich?

Auf der Streuobstwiese stellen die Schülerinnen und Schüler Zusammenhänge her zwischen Einkauf und Biodiversität, zwischen Ernährung und Klima. Besonderes Merkmal beim Unterricht im GrünGürtel ist das Lernen mit allen Sinnen. Die unmittelbare Naturbegegnung am außerschulischen Lernort ist Projektleiterin Barbara Clemenz von Verein Umweltlernen in Frankfurt besonders wichtig: „Die Kinder entdecken unsere Streuobstwiesen als vielfältigen Lebensraum mit immenser Biodiversität“, erklärt sie. „Dabei geschieht das Lernen quasi nebenbei.“ Gerade der Projekttag zur Ernte rege die Teilnehmenden an, über klimafreundlichen Ernährungsstil nachzudenken. „Und Ernährung ist ja ein besonders eindrückliches Tätigkeitsfeld für nachhaltige Entwicklung: jeder Mensch kauft ein, isst und trinkt. Dabei können wir sehr viel fürs Klima tun“, sagt Clemenz. Das Programm „Apfel erleben im GrünGürtel“ bilde eine wichtige Ergänzung zum Sachkundeunterricht, Biologie- und PoWi-Unterricht. Frankfurter Lehrkräfte schätzten an dem handlungsorientierten Unterrichtsangebot im Grünen zudem, dass neben Wissen und Genuss das soziale Lernen und Kommunikationsfähigkeit gefördert werden, meint Clemenz. Beim Keltern sei Teamwork gefragt, und viele Schülerinnen und Schüler könnten dabei ihre Kompetenzen weiterentwickeln. In den vergangenen Jahren habe das Angebot rund um den Apfel eine starke Fokussierung auf nachhaltige Entwicklung erfahren.

So sieht Clemenz einen weiterreichenden Effekt der Aktion: „Viele Kinder und Jugendliche erzählen zu Hause, dass sie ,klimafreundlichen' Apfelsaft gekeltert haben. Das macht schon Eindruck auf die Eltern. Manch eine Familie überlegt dann, regionalen Apfel-Direktsaft zu trinken, Bioäpfel auf dem Markt beziehungsweise im Hofladen zu kaufen oder sogar die Pflege einer Streuobstwiese zu übernehmen.“

Die Obsternte fiel dieses Jahr gut aus, die Früchte sind süß und besonders saftig. Der Frankfurter Kelter-Nachwuchs aus der Klasse 4a der Kerschensteinerschule hat den Äpfeln auch einige Birnen zugegeben. Ein besonders süßer, weicharomatischer Saft ist ihr Lohn der Handarbeit. Nach ihrem Lieblingsgetränke gefragt, schallt die Antwort der Klasse weit über den Heiligenstock: „Apfelsaft“.

Das Bildungsprojekt „Apfel erleben“ für Frankfurter Schülerinnen und Schüler wird vom Verein Umweltlernen in Frankfurt durchgeführt. 20 Schulklassen nehmen jedes Jahr teil. Die Veranstaltung findet im städtischen Bildungsprogramm „Entdecken, Forschen und Lernen im GrünGürtel" statt. Der Bildungsraum GrünGürtel wurde wegen seines innovativen Charakters von der Unesco mehrfach als Lernort im Weltaktionsprogramm „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet.

Fotos Kinder der Klasse 4a der Kerschensteinerschule häckseln Äpfel klein, Copyright: Verein Umweltlernen in Frankfurt 

Am Schneidetisch wurden zunächst die Äpfel klein geschnitten, Copyright: Verein Umweltlernen in Frankfurt 

Befüllen der Kelter mit den Apfelstückchen, Copyright: Verein Umweltlernen in Frankfurt 

Kontakt für die Medien Barbara Clemenz, Verein Umweltlernen in Frankfurt, Mobil 0178/9100030 , E-Mail barbara.clemenz@stadt-frankfurt.de